Heute Probealarm Deshalb hört man vielerorts keine Sirenen

Seltenes Bild in Bayern: eine Sirene auf dem Dach. Foto: dpa/Stephan Jansen

Bayern veranstaltet an diesem Donnerstag einen landesweiten Probealarm, um Sirenen und Warn-Apps zu testen. Schon jetzt ist klar: Es wird in weiten Teilen der Region eine stille Veranstaltung.

 
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An diesem Donnerstag holt Bayern den vor zwei Monaten abgesagten landesweiten Probealarm nach. Nach Angaben des Innenministeriums in München soll um 11 Uhr das Sirenenwarnsystem mit einem Heulton von einer Minute Dauer getestet werden. Zudem sollen die Warn-Apps für Handys wie Nina und Katwarn ebenso ausprobiert werden. Die Alarme sollen die Bevölkerung bei schwerwiegenden Gefahren wie Hochwasser oder Chemie-Unfällen veranlassen, Radios und Fernseher einzuschalten und auf Durchsagen zu achten.

Der Probealarm war ursprünglich schon für März vorgesehen, wurde allerdings wegen des Krieges in der Ukraine verlegt. So sollte damals eine zusätzliche Verunsicherung der Bevölkerung vermieden werden. Der Probealarm gilt auch als Testlauf für den bundesweiten Warntag, der laut Ministerium am 8. September geplant ist.

Eine große akustische Beunruhigung wird es jedoch auch am Donnerstag mit Sicherheit nicht geben. Grund: In den meisten Landkreisen und Kommunen gibt es gar keine Sirenen oder Lautsprechersysteme des Katastrophenschutzes mehr. „Die wurden abgebaut, als die Zeiten des Kalten Krieges vorüber waren“, erläutert Sascha Plochberger vom Ordnungsamt der Stadt Hof. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse denke man zwar darüber nach, wieder Sirenen zu installieren, aber die Planungen seien „in einem sehr frühen Stadium“. Es gibt zwar noch flächendeckend Feuerwehrsirenen in Oberfranken, aber diese können für den Probealarm nicht genutzt werden. „Es handelt sich um völlig getrennte Alarmsysteme“, erläutert Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt Bayreuth. Die Sirenen des Katastrophenschutzes seien auch hier „schon ewig“ abgebaut. Nun will Bayreuth ein aktuelles Förderprogramm nützen und zwei neue Sirenen errichten.

Genauso wie in Coburg wird es auch in Bayreuth am Donnerstagvormittag nur eine Warnmeldung auf die Handys der Bürger geben, die die Warn-Apps Nina oder Katwarn installiert haben. Nur im Landkreis Kulmbach sollen in einigen Kommunen wie in Neuenmarkt, Presseck und Kulmbach selbst auch mobile Sirenenanlagen getestet werden. Etliche bayerische Städte und Kreise tauchen in der vom bayerischen Innenministerium veröffentlichten Teilnehmerliste gar nicht auf, so unter anderem die Stadt Hof. „Der Alarm auf die Handys wird ohnehin zentral für ganz Bayern ausgelöst“, erläutert Sascha Plochberger, „deshalb haben wir es nicht für sinnvoll gehalten, noch einen eigenen Alarm zu starten“. Ganz anders sieht die Lage in Nürnberg aus: Hier gibt es noch zahlreiche Anlagen. „In Nürnberg wird aus diesem Anlass das aus rund 100 Geräten bestehende flächendeckende Sirenennetz des Bevölkerungsschutzes ausgelöst“, kündigte die Stadtverwaltung den Probealarm an.

Die Sicherheitsbehörden dürften dem Probealarm mit einiger Spannung entgegensehen. Im Jahr 2020 hatte der Warntag von Bund und Ländern massive Mängel bei dem Katastrophenschutz-System auch im Freistaat offengelegt. Zum ersten Mal war auch der Öffentlichkeit aufgefallen, dass es vielerorts keine Warnsirenen mehr gibt. Und die alternativ eingesetzten Smartphone-Apps funktionierten ebenfalls nicht überall.

Dass Sirenen nicht nur im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen sinnvoll sein könnten, wurde spätestens mit der Flutkatastrophe in Westdeutschland deutlich. So kam die große Flut im Ahrtal mitten in der Nacht, zu einer Uhrzeit also, zu der viele Menschen ihr Handy nicht mehr beobachten. Seitdem wird diskutiert, wie viele der späteren Opfer in der Nacht zum 15. Juli durch Sirenen noch geweckt hätten werden können.

Bayerns Innenministerium hat angekündigt, die Zahl der Sirenen auf rund 26. 000 verdoppeln zu wollen.

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