In Selb-Plößberg Der Glaube überwindet Grenzen

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Das Kunstwerk „Handschlag“ bei Wildenau ist sinnbildlich: Nicht nur die Kunst, sondern auch der Glaube überwindet Grenzen. Foto: Florian Miedl

Am Samstag, 17. Juni, findet in Selb-Plößberg ein deutsch-tschechischer Gemeindetag statt. Dabei steht das Kennenlernen, aber auch das gemeinsame Handeln im Vordergrund.

 
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Nicht nur die Freundschaftswochen schlagen Brücken zu den tschechischen Nachbarn. Auch die evangelische Kirche, allen voran das Dekanat Selb, ist an einer gedeihlichen Zusammenarbeit interessiert und arbeitet bereits seit der Grenzöffnung dafür. Am Samstag, 17. Juni, findet deswegen ein deutsch-tschechischer Gemeindetag im Jochen-Klepper-Haus und im Gemeindehaus in Selb-Plößberg statt. Schon seit einigen Wochen arbeitet das Organisationsteam um Pfarrerin Elke Pröbstl und Pfarrer Knut Meinel an der Vorbereitung.

Im Mittelpunkt das Miteinander

Von 10 bis 17 Uhr wird an diesem Tag das Miteinander im Mittelpunkt stehen – bei deutsch-tschechischer Bibelarbeit, beim gemeinsamen Mittagessen und Kaffeetrinken, bei Spiel- und Bastelangeboten, aber auch beim Singen und Musizieren, einer Schnitzeljagd für Familien, einer spirituellen Wanderung und Meditation sowie einem Kreativangebot für Erwachsene und natürlich einem gemeinsamen Gottesdienst.

Wie Pfarrerin Elke Pröbstl sagt, sind die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen natürlich für die regionalen Kirchen beidseits der Grenze ein willkommener Anlass, um sich bei einem grenzüberschreitenden Gemeindetag gegenseitig besser kennenzulernen, Ressentiments ab- und gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Und Knut Meinel fügt an, dass sich das Klepper-Haus als Veranstaltungsort anbiete, immerhin liege es geografisch in der Mitte der beteiligten Kirchen. Dieser Tag der Begegnung ist nicht die erste gemeinsame Veranstaltung der Dekanate Selb und Wunsiedel mit der Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien. So gibt es eine lange Tradition der gemeinsamen Kinderfreizeiten.

Eingeladen sind laut Pfarrerin Pröbstl natürlich nicht nur die evangelischen Gemeinden der beiden Dekanatsbezirke, die sich bei dem Gemeindetag auch vorstellen können, sondern natürlich auch die katholischen Gemeinden.

Ein Markt der Möglichkeiten

Der Gemeindetag steht unter dem Motto „Aus dem Vollen schöpfen.“ Dabei lehnen sich die Organisatoren ebenfalls an die Freundschaftswochen an, bei denen das Wasser und die Umwelt eine große Rolle spielen. Eingeladen sind Alt und Jung, Groß und Klein, eben alle, die in aller Ruhe die Partnerschaft der Christen erleben möchten. „Man muss auch nicht punkt 10 Uhr da sein, es gibt kein durchgetaktetes Programm“, sagt Knut Meinel. Der Tag soll eher ein Markt der Möglichkeiten sein, wie ein großer Kirchentag.

Eintritt kostet der Gemeindetag natürlich auch nicht. Und damit sich die Menschen auch verstehen, werden neben Pfarrerin Vlasta Groll und ihren Söhnen zahlreiche Engagierte für die Übersetzungen sorgen.

Von tschechischer Seite sind neben Pfarrerin Groll, auch Senior Martin Zikmund, Petr Braha von der Kindermission der Böhmischen Brüder sowie Pfarrer Radek Matuska an der Planung beteiligt, auf deutscher Seite gehören Hans-Christian Neiber aus Wunsiedel, Vikar Jakob Vocke aus Selb, Miriam Zöllner von der Evangelischen Jugend, Silke Meier von der Selber Stadtkirche und Kirchenmusikdirektorin Constanze Schweizer-Elser zum Vorbereitungskreis.

Pfarrerin Groll erinnert daran, dass es noch immer viele verwandtschaftliche Beziehungen in der Grenzregion gibt, weswegen sie auf eine gute Beteiligung hofft. Die Pfarrerin betreut die Gemeinden in Eger und Asch mit etwa 150 Gemeindegliedern.

Verbindung seit den 1990er-Jahren

Der Dekanatsbezirk Selb ist seit den 1990er-Jahren partnerschaftlich mit dem Westböhmischen Seniorat verbunden. Es gehört zur evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und reicht von Rokycany bis Eger. Wie Pfarrerin Pröbstl erläutert, wurde die Partnerschaft durch jährliche Kontakte, gemeinsame Gottesdienste und Konzerte gepflegt. „Es ist ein wunderbares Entgegenkommen der Christinnen und Christen aus Tschechien, dass so viele von ihnen ausgezeichnet Deutsch sprechen. Da besteht bei uns durchaus Nachholbedarf.“

Zur großen Verbundenheit gehöre auch, dass man sich gegenseitig helfe. Unter anderem seien Spenden gesammelt worden, um die Arbeit der Gemeinden in Tschechien zu unterstützen. Die Kirchengemeinden Stadtkirche Selb, Höchstädt und Thierstein pflegen Gemeindepartnerschaften nach Asch und Karlsbad, dazu gebe es Verbindungen zwischen Marktredwitz und Eger.

Und die tschechische Kirche war durchaus in der Region präsent: So hat Pfarrer Jan Satke vor einigen Jahren bei einem Reformationsgottesdienst gepredigt, Pfarrer Pavel Kučera aus Asch war immer wieder als Prediger in der Stadtkirche in Selb, Pfarrer Martin Zikmund aus Karlsbad nahm an einem Bibelgespräch in Thierstein teil und Magdalena Kučerova-Mestlová hat mit ihrem Sologesang mehrere Konzerte bereichert. „Gerne haben wir dann während der Vakanz in Eger und Asch die Gemeinden ein wenig unterstützt bei den musikalischen Sommerandachten in den historischen Kirchen Podhradí und Hranice.“

Schönwalder Posaunenchor knüpfte Kontakt

Elke Pröbstl erinnert auch an den Einsatz von Pfarrerin Winzer-Chamrád in Hohenberg, die den Freundeskreis der Deutsch-Tschechischen Verständigung initiierte. „Ganz besonders eindrücklich ist für mich eine Geschichte vom Anfang dieser Partnerschaft. Es war der Schönwalder Posaunenchor, der kurz nach der Grenzöffnung 1990 eine erste Begegnung hatte. Die Posaunenchormitglieder erzählten, dass sie über die Grenze hinweg telefonisch Kontakt mit der Gemeinde in Asch aufgenommen hatten. Dann sind sie mit den Autos bis zur Grenze gefahren, zu Fuß mussten sie den Grenzstreifen queren, denn die Straßen waren noch nicht wieder passierbar, drüben wurden sie mit Autos abgeholt und dann haben sie im Gottesdienst musiziert.“

Ähnlich schwierig sei die Situation gewesen, als in Corona-Zeiten die Grenze wieder gesperrt war. Per Telefon habe man erfahren, dass die Ascher Kirchengemeinde Mundschutz und Desinfektionsmittel brauchte. „Wir waren ganz gut ausgestattet, packten ein paar Taschen, und mein Mann fuhr bis zur Grenze und traf sich am Grenzstreifen mit Libuše Kučerová und übergab die Hilfsmittel“, erinnert sich Elke Pröbstl.

Die Partnerschaft stärken

Besonders schöne Erlebnisse seien die Berggottesdienste auf dem Hainberg gewesen. Es waren quasi drei Länder, die zusammenkamen. Mal predigte Superintendentin Ulrike Weyer aus Plauen, mal Dekan Thomas Guba aus Weiden, aber auch Synodalsenior Daniel Ženatý aus Prag. Ein großer Gewinn sei, dass in Eger und Asch mit Pfarrerin Vlasta Groll eine sehr engagierte Kollegin den Dienst angetreten habe und mit ihrem Einsatz die Partnerschaft bereichere. „Wir hoffen, dass gerade der Gemeindetag unsere Partnerschaft stärken wird. Das ist gut für unsere Gemeinden und für unsere Kirche, das ist aber auch gut für das Miteinander im gemeinsamen Europa – global zu denken, reicht nicht, wir sollten auch lokal handeln.“

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