Wichtig ist es Lahovnik, Befürchtungen in der Bevölkerung zu zerstreuen. Weder seien bestehende Gasheizungen plötzlich sinnlos, noch müsse jeder sofort eine Wärmepumpe installieren. In Wunsiedel werde man die nötigen Technologien liefern, den Energiepark ertüchtigen, weitere Anlagen zur Erzeugung regenerativer Wärme bauen, aktiv Abwärme verwenden und noch vieles mehr. Die bestehende Gasinfrastruktur könne auch der Speicherung und dem Transport kohlendioxidneutral hergestellten Wasserstoffs dienen, und natürlich würden die Wärmenetze kontinuierlich ausgebaut. „Die Transformation ist unverzichtbar, doch wir gehen in Vorleistung. Wir lassen niemanden bei der Frage, wie er künftig zu Hause heizen soll beziehungsweise darf, allein“, betont Krasser.
Informationen für die Bürger
Zur Unterstützung gehört auch eine umfassende Information der Bürger. So soll es einen Newsletter, Flyer und eine Projektwebsite geben – unter anderem mit Details zur geplanten Trassenführung des Wärmenetzes, weiteren Details und der Möglichkeit, online einen Termin für eine individuelle Beratung zu vereinbaren. Im Herbst 2023 findet eine Auftaktveranstaltung statt, darauffolgend eine Fragebogenaktion. „Wir möchten so herausfinden, wo das Interesse an Nahwärme und einem Anschluss besonders groß ist“, so Krasser.
Eine zweite Veranstaltung ist für den Winter 2023/2024 vorgesehen. Auf dieser werden Vorverträge ausgegeben und die Tarife erläutert. Insgesamt laut Mitteilung ein ambitionierter Zeitplan, aber einer, der, so Krasser, den Menschen die Sicherheit gibt, begleitet zu werden. „Gemeinsam realisieren wir die Wärmewende, davon bin ich überzeugt. Und das höchstwahrscheinlich schneller als die meisten anderen Regionen in Deutschland“, ist Krasser überzeugt.
Fragen an Marco Krasser
Ambitionierte Pläne:
Die Pläne zum Wärmenetz der Stadt Wunsiedel und der SWW sind ambitioniert. SWW-Geschäftsführer Marco Krasser beantwortet unserer Zeitung die wichtigsten Fragen:
Sie sagen, es werden weitere Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien gebaut werden. Welche sind das?
Wir werden eine Wärmepumpe bauen, aber im industriellen Stil. Wir werden aber vor allem die im Energiepark anfallende Abwärme verwenden. Möglich ist auch ein Biomassekraftwerk. Eines ist aber klar: Wir werden je nach Ausbaustufe zusätzliche Kraftwerke bauen. Und alle Komponenten werden in den Wunsiedler Weg integriert, sodass wir sämtliche Energie nutzen können und keine verpufft.
Für eine Wärmepumpe im Industriellen Stil wird reichlich regenerativer Strom benötigt. Wo kommt der her?
In Holenbrunn ist eine große Photovoltaik-Anlage geplant. (Anmerkung: Sie entsteht auf einer Fläche von 50 Fußballfeldern. Vorgesehen sind 45 Megawatt-Peak, womit rein rechnerisch 17 500 Haushalte mit Strom versorgt werden können.) Wenn im Sommer viel Strom produziert wird, nutzen wir den unter anderem im Energiepark zur Pelletsproduktion. Im Winter können wir die Blockheizkraftwerke mit der Überschussenergie hochfahren. Letztlich verzahnen wir alle Komponenten so, dass der Energiepark zum Regelkraftwerk wird.
Ist vorgesehen, die gesamte Stadt an das Wärmenetz anzuschließen?
Denkbar ist alles, aber sicherlich nicht alles machbar. Unser Ziel ist es allerdings, den Großteil der Stadt mit einem Nahwärmenetz zu bestücken.
Was, wenn eines Tages keine Pellets mehr produziert werden. Wie sollen die Wunsiedler handeln?
Niemand muss nervös werden und jetzt schnell eine Wärmepumpe einbauen. Die Stadt garantiert, die Bürger mit Wärme zu beliefen, egal, ob sie aus Pellets oder einem anderen Stoff gewonnen wird. (Die Fragen stellte Matthias Bäumler)