Was der Nachdurst mit einem Leberhormon zu tun?
Im Experiment mit Mäusen haben die Wissenschaftler festgestellt, dass Alkohol in der Leber die Produktion des Hormons FGF21 ankurbelt. Dieser Botenstoff ist auch für den Appetit auf Süßes verantwortlich, wie Forscher der Universität Kopenhagen bereits im Jahr 2017 herausfanden.
Die US-Wissenschaftler haben normale und genetisch veränderte Nager untersucht, die den Leber-Botenstoff nicht produzieren konnten. Bei normaler Ernährung tranken alle Tiere gleich viel Wasser.
Als die Mäuse aber Futter bekamen, das sich im Körper ähnlich auf den Nährstoffhaushalt auswirkt wie Alkohol, zeigte sich ein markanter Unterschied. Während die Normalo-Mäuse mehr tranken, veränderte sich die Flüssigkeitsaufnahme bei den genetisch veränderten Mäusen nicht.
Wie wird das Durstzentrum im Gehirn angeregt?
Für die amerikanischen Forscher ist damit klar: Die Ausschüttung des Hormons FGF21 stimuliert das Durstzentrum im Hypothalamus – also in jenem Abschnitt des Zwischenhirns, der als wichtigstes Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems fungiert. Dadurch wird einem drohenden Flüssigkeitsmangel vorgebeugt, der durch den harntreibenden Effekt von Alkohol zustande kommt. Gleichzeitig wird die Lust, weiter Alkohol zu trinken, unterdrückt.
Durst ist nichts anderes als ein unmissverständliches Signal des Körpers, dass der Flüssigkeitshaushalt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Dieses quälende Gefühl motiviert zu trinken und stellt auf diese Weise sicher, dass der Organismus funktionstüchtig bleibt.
Was hilft bei einem Kater?
Spezielle Messfühler im Durstzentrum des Gehirns analysieren, ob und wie viel Flüssigkeit der Körper braucht und um welche Flüssigkeit es sich handelt. Während Alkohol das Durstgefühl steigert und purer Saft überhaupt keine Wirkung zeigt, löscht Wasser den Durst nachhaltig.
Die Erkenntnis der US-Forscher hilft nicht nur verkaterten Wasen- und Wiesn-Besuchern, sondern könnte auch einen therapeutischen Nutzen haben. „Vielleicht könnte FGF21 eines Tages als Medikament genutzt werden, um übermäßigem Alkoholkonsum und dessen Folgen vorzubeugen“, sagt der Biochemiker David Mangelsdorf von der Dallas University.