Sie sind Kunstsammler und zusammen mit Ihrer Frau Stifter des Grafik-Museums Stiftung Schreiner in Bad Steben. Was bedeutet Ihnen Ihre jahrzehntelange, intensive Beschäftigung mit der Kunst?

In der Grafik werden Meinungen und Geschehnisse im Bild dargestellt. Die Grafik ist eine Kunst zum Lesen, man muss sie sich erobern, muss ihr nachspüren. Es braucht die aktive Mitarbeit beim Betrachten. Man schaut ein Blatt an, steigt ein und ist dann mitten drin. Da ist ein Funken übergesprungen.

Wie kam es zu der besonderen Beziehung zur bulgarischen Kunst?

Das war Liebe auf den ersten Blick. Die Arbeiten gehen einfach zu Herzen. Charakteristisch sind die gedeckten Farben: Braun ist beherrschend.

Hat sich die Kunst in diesem Land nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs verändert.

In Bulgarien brauchten sich nicht viele Künstler zu wenden, weil sie sich vorher nicht gewendet hatten. Diese Kunst ist der Geschichte dieses Kulturraums verbunden, die bis in die Antike zurückreicht - und es ist auch unser Kulturraum. Nach der Wende meinten einige wenige, sie müssten nun malen wie im Westen, um verkaufen zu können. Aber mit der vernünftigen Einsicht der Künstler ist das heute nicht mehr der Fall.

Sie haben auch Grafiken der DDR gesammelt und mit Ihrer Frau Ihre große Sammlung an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gegeben.

Das war die zweite große Faszination: die Grafik der DDR. Im Lauf der Zeit wuchs die Zahl der Künstler, die dort die Grafik als Flugblatt ansahen und darauf Unmut, Zweifel und Gefühle ausdrückten. Zum Beispiel das Blatt "Laokoon" von Rolf Kuhrt: Ein Mann will sich durch eine Wand zwängen, aber es gelingt ihm nicht. Es erstaunt mich immer noch, dass die DDR-Führung die Kritik darin nicht verstanden hat. Die Künstler waren richtig frech geworden.

Sie haben lange vor der Wende in Westdeutschland Ausstellungen mit DDR-Kunst gemacht. Wie kam das an?