Interview Die Jagd nach dem besonderen Sammlerstück

Gerald Lippert
Andrea Hanold vor einem winzigen Teil ihrer Porzellansammlung. Foto: Gerald Lippert (14)/Gerald Lippert

Andrea Hanold bezeichnet sich selbst als „Porzellanbesessene“. Schon seit ihrem 17. Lebensjahr ist sie vom Weißen Gold fasziniert. Ihr Wissen ist nicht nur in Expertenkreisen sehr geschätzt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schönwald - Andrea Hanold bezeichnet sich selbst als „Porzellanbesessene“. Schon seit ihrem 17. Lebensjahr ist sie vom Weißen Gold fasziniert. Im Laufe der Jahre entstand eine außergewöhnliche und umfassende Sammlung mit Exponaten von Schönwalder Porzellanfabriken verschiedener Epochen. Ihr Wissen ist nicht nur in Expertenkreisen sehr geschätzt, sie ist auch ehrenamtliche Mitarbeiterin im Heimatarchiv und beim Arbeitskreis Heimatgeschichte Schönwald.

Wann haben Sie mit dem Sammeln von Porzellan begonnen?

Mit 17 Jahren begann ich, alte Sachen wie Bücher, Porzellan und Glas zu sammeln. Schnell stellte ich fest, dass dies zu umfangreich ist, und so verlegte ich mich auf das Porzellan meiner Heimatstadt Schönwald. Die ersten Porzellanstücke stammten aus dem Haushalt meiner Oma. Es waren Reste der Form 511.

Gab es für das Sammeln einen besonderen Auslöser?

Mich haben schon immer alte Sachen begeistert. Sie haben eine eigene Faszination. Ich stelle mir vor, was solche alten Stücke alles erzählen könnten. Sie sind etwas Wunderbares, haben viele Krisen überstanden und dem Wegwerfwahn der Nachkriegszeit getrotzt.

Was fasziniert Sie am Porzellansammeln?

Faszinierend am Porzellan ist, wie vielseitig der Werkstoff ist. Wenn man sich mit der Historie und dem Design beschäftigt, erkennt man, was alles aus Porzellan hergestellt werden kann. Aber es ist auch das wissenschaftliche Aufarbeiten der Historie der Schönwalder Firmen- und Designgeschichte.

Wie umfangreich ist Ihre Sammlung?

Schwerpunkt meiner Sammlung ist das Porzellan der Schönwalder Betriebe und einiger Malereien. Sie beinhaltet Porzellan der Zeit um 1880 bis in die 1980er-Jahre. Später kam auch noch die Firma von Barbara Flügel hinzu. Es gibt rund 100 Kisten voll mit Porzellan aus Schönwald. Dazu das Porzellan, das in sechs Vitrinen steht. Zudem ist ein großes Schriften- und Bilderarchiv vorhanden.

Woher bekommen Sie die alten Stücke?

Die wertvollste Quelle sind alte Haushalte in Schönwald und Um-gebung. Weiter beziehe ich die Stücke aus verschiedenen Internetportalen und Auktionshäusern sowie im Antikhandel und bei Flohmärkten.

Suchen Sie dabei gezielt nach bestimmten Objekten?

Nach 30 Jahren intensiven Sammelns ist es die Jagd nach dem besonderen Stück, das man noch nicht kennt oder das in der Sammlung fehlt. Diese Momente werden jedoch immer seltener. Auch alte Bilder oder Unterlagen, die für die Historie sehr wichtig sind, sind nur noch schwer zu bekommen. Diese Unterlagen verschwinden meist in Mülltonnen, da sich niemand mehr dafür interessiert.

Sie haben viele Ihrer Exponate in Ausstellungen präsentiert.

Die größte Ausstellung habe ich zusammen mit der Porzellanfabrik Schönwald zum 125. Firmenjubiläum im Jahr 2004 im Porzellanikon in Selb-Plößberg ausgerichtet. Mehrmals bestückte ich Ausstellungen im Schönwalder Rathaus. Von 2010 bis 2018 gab es jährlich zum Porzellinerfest in der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Hochfranken in Selb eine große Ausstellung zu den verschiedensten Themen mit Exponaten aus meiner Sammlung, teilweise ergänzt mit Leihgaben anderer Sammler, von Firmen, dem Porzellanikon und Zukäufen eigens für diese Ausstellungen.

2009 erschien Ihr Buch „Geschichte der Porzellanindustrie in Schönwald“ (ISBN 978-3-940-02704-7).

Hauptthema dieses Buches ist die Historie der Porzellanproduktion in Schönwald, vor allem die der beiden großen Porzellanfabriken. Es werden auch die vielen anderen Betriebe, wie Malereien und kleinere Porzellanfirmen, aufgeführt. Ergänzt wird das Buch über die Stadtentwicklung in Zusammenhang mit der Porzellanindustrie und die geschichtliche Entwicklung der Porzellanproduktion in Oberfranken. Fehlen darf aber auch nicht der „Bockl“, die ehemalige Betriebslok der Porzellanfabrik in Schönwald. Es kam noch ein kleines Büchlein über die Form 98 heraus, das 2011 zum Jubiläum dieser Form und zur Einweihung des Denkmals ihres Designers Dr. Hermann Gretsch am Schönwalder Rathausplatz erschienen ist.

Haben Sie auch beruflich mit Porzellan zu tun?

Nein, beruflich bin ich seit 21 Jahren an der Universität in Bayreuth am Lehrstuhl für Biophysik als technische Assistentin. Was der Beruf und das Porzellan gemeinsam haben, ist das wissenschaftliche Arbeiten. Die Fragen stellte

                                                                                    Gerald Lippert

Bilder