Fool's Garden machen seit 14 Jahren Musik. Kannst du für das jüngere Publikum, das euch eventuell noch nicht kennt, eure Musikrichtung beschreiben?

Wir hatten vor Urzeiten einmal einen ganz großen Hit, der um die Welt ging. ,,Lemon Tree‘‘ steht aber nicht stellvertretend für unsere Musik. Wir machen, was wir wollen und das muss nicht unbedingt in irgendein Schema passen. Auch ,,Lemon Tree‘‘ ist so entstanden. Musikalisch bewegen wir uns zwischen Rock und Pop, wobei wir momentan mehr zum Rock tendieren – seit zwei Jahren haben wir einen zweiten Gitarristen in der Band.

Du hast eben ,,Lemon Tree‘‘ angesprochen: Das war der Hit des Jahres 1996. Macht es nach all der Zeit immer noch Spaß, den Song zu spielen?

Es macht tatsächlich noch Spaß. Und klar spielen wir den Song auf unseren Konzerten! Man muss sich das so vorstellen: Wenn man einen Song geschrieben hat, den die Leute auf der ganzen Welt kennen und mitsingen können, dann macht es tatsächlich auch nach neun Jahren noch Spaß, den Song zu spielen! Das heißt aber nicht, dass ich mir daheim ständig den Song anhöre. In den Jahren 1997 und '98 wurden wir aber schon sehr auf diesen einen Song reduziert und mussten dagegenhalten. Das brachte durchaus ein paar Probleme mit sich: Spielt man den Song gar nicht mehr, bewegt man sich also mit Gewalt davon weg, oder spielt man ihn gleich zu Beginn eines Konzertes und alle, die nur den einen Song hören wollen, können gleich wieder gehen…? Das war nicht ganz einfach damals. Aber heute ist der Song, wo immer wir ihn spielen, ein Highlight.

2003 hattet ihr ja einen gewissen Neustart mit Fool's Garden – ihr trenntet euch von Mitspielern und Label. Wie kam es dazu? Spielten die Dinge, die du eben erwähnt hast, da mit hinein?

Mit einer Band ist es wie in einer Beziehung: Mit der Zeit leben sich manche Paare auseinander oder die Menschen verändern sich. Wir hatten jedoch keinen Streit, sondern nüchtern festgestellt, dass unsere Beziehung zueinander nur noch wirtschaftlichen Charakters war. Man gibt zusammen ein Konzert, steht miteinander auf der Bühne, aber privat hat man sich nicht mehr viel zu sagen. So eine reine Geschäfts-Beziehung wollten wir nicht. Also haben Volker Hinkel und ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt und uns auf die Suche nach neuen Bandkollegen gemacht.

Wie habt ihr sie gefunden?

Über Umwege. Claus Müller, unseren Schlagzeuger, kenne ich seit 25 Jahren, weil wir aus der gleichen Stadt kommen. Und Volker kannte Dirk Blümlein, unseren Bassisten, von einer Soloplatte. Außerdem ist Dirk ein guter Bekannter unseres Mischers. Dirk wiederum spielte früher zusammen mit Gabriel Holz, unserem Gitarristen, in einer Ska-Band. Gott sei Dank hat es gleich gefunkt zwischen uns. Die drei Neuen hatten sofort viel Spaß mit Fool's Garden. Die Jungs wissen es echt zu schätzen, was die Band macht. Man muss sich vor Augen halten: Es ist ein riesengroßes Geschenk, wenn man früh aufwacht und sagen kann: Heute schreibe ich einen Song! Oder: Heute geben wir ein Konzert!

Seit eurer neuen Besetzung seid ihr ziemlich oft durchs Baltikum und Russland getourt. Wie kam’s dazu?

Eine befreundete Band aus dem Baltikum hatte uns einmal nach Riga eingeladen, um dort ein Konzert zu geben. Klar kannten die Leute dort unsere Singles vom Radio her. Als wir das erste Mal in Litauen aufgetreten sind, das war vor zwei Jahren, ereignete sich eine lustige Episode: Über 8000 Leute forderten ständig den Song „Dreaming“, obwohl das Album dazu „25 Miles to Kissimmee“ noch gar nicht erschienen war! Was wir nicht wussten: „Dreaming“ war in Litauen ein großer Hit, den die ganzen großen Radiostationen rauf- und runterspielten! Als wir den Song dann zum Besten gaben, hat die ganze Halle mitgeträllert. Das war ein tolles Gefühl! Wir haben in Litauen vielleicht nicht viele Platten verkauft, aber die Leute dort kennen unsere Songs, weil die wenigen Radiostationen im Land eine große Macht haben.

Du trittst zusammen mit Volker auch als Unplugged-Duo auf. Wie ist diese Idee entstanden?

Eigentlich aus der Not heraus. Als wir uns von der ersten Bandbesetzung getrennt hatten, wollten wir trotzdem den Anfragen der Konzertveranstalter nachkommen. Also sind Volker mit seiner Akustik-Gitarre und ich mit meiner Stimme als Duo losgezogen und es hat toll funktioniert. Die Nähe zum Publikum, die wir bei diesen Auftritten haben, ist ausschlaggebend für den Erfolg. Bei den Unplugged-Konzerten, die meist in kleineren Locations stattfinden, sitzen die Leute in der Regel und wir auch. Da kann man zwischen den Songs Geschichten einflechten… Einmal ist etwas Witziges passiert: Wir hatten für zwei Auftritte eine Fusion mit einem anderen Gitarren-Duo. Aber wir hatten nur ein Mal kurz miteinander geprobt und dann keinen Bock mehr, wir sind lieber Wurstsalat essen gegangen. Als wir in Ravensburg dann miteinander auftraten, saß, was wir nicht wussten, die Jury vom Ravensburger Kupferle im Publikum – das Kupferle ist der Kleinkunstpreis der Stadt. Und den haben wir gewonnen.

Eure aktuelle Platte heißt „Ready for the real life“. Das klingt ein wenig nach Aufwachen oder Erwachsenwerden – ist das so?

Wir haben den Titel bewusst offen gelassen, damit jeder sich fragen kann: Quält man sich beispielsweise in einer Beziehung herum? Oder im Job, wiegt die Sicherheit, die man hat, das Gefühl auf, sich im Beruf nicht wohl zu fühlen? Sollte man den Sprung ins kalte Wasser wagen? Bei mir war das immer so: Wenn ich den Mut hatte, ins kalte Wasser zu springen, hat sich immer eine neue Tür aufgetan.

Eure neue Single, die in ein paar Wochen in die Läden kommt, heißt „Does anybody know?“. Was sollte man denn wissen?

Dass auch noch ‘ne B-Single mit drauf ist: „Welcome Sun“. Der Song ist der Soundtrack zum Kinofilm „Der Schatz des weißen Falken“, der von Söhnke Wortmann produziert wurde. Eigentlich ist das ein Kinder- und Jugendfilm. Aber wir waren zur Preview in München und ich muss sagen: Der Streifen lässt auch Erwachsene nicht kalt – gerade, wenn sie selber Kinder haben. Der Film ist wunderschön und wir haben alle geheult. Die CD ist aber auch schön – insgesamt sind fünf Titel drauf.

Morgen seid ihr ja die Headliner beim Woodland Independent Rock Open Air in Naila – schon mal von der Stadt gehört?

Der Name hat mir Verwunderung ins Gesicht gezaubert!

Und was werden die Leute in Naila von euch hören?

Einen Querschnitt unserer Songs. Viel aus dem neuen Album, aber auch ältere Sachen.

Auf eurer Homepage kann man lesen, dass sich der Fanclub für das Konzert in Naila angesagt hat. Ziehen euch häufig Schlachtenbummler hinterher?

Ja, die Hardcore-Fans scheuen echt keine Entfernung! Die ziehen uns ständig hinterher und machen das zu richtigen Happenings. In Singapur sind wir einmal aus einem Hotel gegangen und zwei Italiener standen vor uns. Die waren nur für das Konzert nach Singapur geflogen.

Nach dem Konzert in Naila steht eine Tour an, oder?

Ja, wir touren im Herbst durch ganz Deutschland und machen mal einen Abstecher nach Kopenhagen und Italien. Mal sehen, wie es in Naila wird, vielleicht kommen wir ja auch noch einmal nach Naila! Anfang 2006 gehen wir wieder nach Russland. Außerdem haben wir eine Einladung für das chinesische „Wetten, dass …?“. Das könnte lustig werden. Wir waren in Taiwan einmal bei einer Spielshow, die hat fünf Stunden gedauert und wir haben die ganze Zeit über kein Wort verstanden. Wir saßen da mit dem deutschen Bier, das uns die Plattenfirma in die Hand gedrückt hat, damit wir es während der Show jemanden schenken. Irgendwann haben wir die Flaschen geleert.

Wann wird‘s eine neue Fool's Garden-Platte geben?

Ideen für ein neues Album sind da. Auch an ein Live/Unplugged-Album haben wir gedacht. Im Moment haben wir aber so viele andere Sachen um die Ohren, dass uns dazu die Zeit fehlt. Wir haben momentan ganz gut zu tun. Es hat sich sehr viel getan, vor allem im Live-Bereich. Als wir 1996 den Hit hatten, wurden wir praktisch von einer Sekunde auf die andere ins kalte Wasser geschmissen – vorher hatten wir vielleicht alle zwei bis drei Monate mal einen Auftritt. Da war es schwer, den Erwartungen der Leute gerecht zu werden. Wir hatten keine Erfahrung und auch kein Know-how und haben deshalb öfters mal was auf die Mütze gekriegt. Heute ist das anders. Wir bekommen ein tolles Feedback vom Publikum und das tut gut!

TICKET-VERLOSUNGhttps://www.frankenpost.de/event

Unsere Zeitung verlost vier mal zwei Tickets für das Woodland-Festival am 27. August, ab 13 Uhr, in Naila. Neben Fool‘s Garden gehen dort natürlich auch eine ganze Reihe weiterer Bands an den Start, darunter Mark Foggo‘s Skasters aus Holland und Don Abi von Brother‘s Keepers mit seiner Band. Einfach am heutigen Freitag, zwischen 17 und 17.15 Uhr, unter Telefon 09281/816 218 anrufen. Die ersten vier Anrufer gewinnen!