So!: Herr Pocher, heute hat Ihre Soloshow auf Sat.1 Premiere. Wie groß ist Ihre Angst vor einem Misserfolg?
Oliver Pocher: Da hab ich gar keine Angst, ich habe ein zu großes Grundvertrauen in mich selber. Von mir ist bisher Gott sei Dank noch nie eine Sendung abgesetzt worden, das soll auch bei dieser Show so bleiben. Ich habe das Gefühl, dass ich dauerhaft über Senderschnitt liegen kann, das ist mein Mindestanspruch.
So!: In der ARD-Show „Schmidt & Pocher“ sind Sie mit Gags wie etwa Ihrer Stauffenberg-Parodie öfter angeeckt. Wie provozierend wollen Sie in Ihrer neuen Sendung sein?
Pocher: Ich hatte es nie darauf angelegt, irgendwelche Tabus zu brechen oder Skandale zu initiieren. Aber glattgebügelte Typen, die einfach entspannt durch ihre Sendung moderieren, gibt es genug im deutschen Fernsehen. Außer mir gibt es ja fast gar keinen, der sagt, was er denkt. Viele finden das nicht so gut, aber damit habe ich kein Problem. Ich finde es wichtig, dass die Leute überhaupt eine Meinung über einen haben, und das ist bei mir bei fast 100 Prozent der Deutschen der Fall. Das werte ich als Erfolg.
So!: Diesen Bekanntheitsgrad haben Sie nicht zuletzt dem Intermezzo an der Seite von Harald Schmidt zu verdanken. Wie bewerten Sie die Zeit denn im Rückblick – vor allem die viele Kritik, die Sie einstecken mussten?
Pocher: Ich fand es schon erstaunlich, dass alles, was negativ war, immer mit mir verbunden wurde, obwohl es genauso eine Sendung von Harald Schmidt war. Aber für viele, gerade etwas Ältere, hat Harald Schmidt eine Art Heiligenstatus, er kann tun und lassen was er will, und diesen Status hatte ich eben nicht. Da arbeite ich noch dran. Aber ich kenne es seit Anfang meiner Karriere, dass ich nicht mit offenen Armen empfangen werde, mittlerweile prallt so etwas an mir ab. Solange nicht die Leute, die wirklich etwas zu melden haben, sich aufregen, ist mir das egal. In den zwei Jahren ging es für mich karrieretechnisch ja auch eine ganze Nummer weiter, und ich bin der ARD dankbar für die Chancen, die ich hatte. Ich habe auch gelernt, mich gegen den ein oder anderen Widerstand durchzusetzen. Du siehst in solchen Situationen außerdem, wer auf deiner Seite steht und wer weniger. Da lernt man, im Umfeld auszumisten. Deshalb arbeite ich mit den entsprechenden Leuten nicht mehr zusammen und produziere meine Sendung selber.
So!: Und was haben Sie bei Schmidt fürs Showhandwerk gelernt?
Pocher: Einiges. Es ist schwer, das auf den Punkt zu bringen. In meinen Stand-ups habe ich rausgefunden, was die Leute lustig finden und woran ich selber Spaß habe. Und ich habe zum Beispiel gelernt, wie ein gutes Zeitmanagement für die Produktion einer wöchentlichen Sendung aussehen muss. Es gab aber auch Sachen, die ich grundlegend anders machen würde.
So!: Da müssen Sie jetzt aber schon ein paar Details verraten...
Pocher: Ich will nicht so viel über Interna erzählen, aber ich habe viel über Kommunikation und Personalführung gelernt. Da werde ich in meiner Firma einiges anders machen.
So!: Kommt Harald Schmidt in Ihre Premierensendung?
Pocher: Wir haben gar nicht bei ihm angefragt – es wäre das falsche Signal, in der ersten Sendung gleich Harald Schmidt als Gast zu haben. Wir haben uns aber wirklich entgegen allen Gerüchten nie gestritten, sind nicht im Streit auseinandergegangen und haben auch kein schlechtes Verhältnis zueinander. Ganz ehrlich.
So!: Schmidt will in seiner Show weg von den Boulevardthemen, sich mehr auf Politik und Kultur konzentrieren. Und Sie?
Pocher: Ich werde auf alles gehen, was im Lauf der Woche massentauglich wahrgenommen wurde. Da wird es sicherlich auch mal um Politik und Sport gehen, das wird aber auch die schöne Society-Welt betreffen.
So!: Zu der Sie ja selber gehören: Sie stehen zunehmend im Blickpunkt der Boulevardmedien.
Pocher: Das ist leider richtig. Ich habe mich allerdings nicht in die Boulevardpresse gedrängt, es ist nun mal zum Thema geworden und ich gehe damit selber humoristisch um, ich werde in meiner Sendung nie vor mir selber Halt machen.
So!: Wie soll die Show denn überhaupt aussehen? Wie eine klassische Late-Night-Sendung?
Pocher: Eine richtige Late-Night-Show läuft ja mindestens dreimal die Woche, aber die Grundelemente wird es auch bei mir geben: Einen Stand-up-Teil, eine Band und Einspielfilme. Es wird aber mehr Showelemente geben: Es werden´Bands auftreten, und die Gäste sollen nicht einfach nur dasitzen und reden, sondern in Einspielfilmen oder Studioaktionen eingebunden werden. Die „Bayern-WG“ wird auch ein Element der neuen Show sein, und in der Rubrik „Pochers Auftrag“ können mir die Leute Aufträge jeglicher Art erteilen. Für die erste Sendung hat man mir zum Beispiel den Auftrag erteilt, von einer 20 Meter hohen Klippe ins Meer zu springen.
So!: Welche weiteren Sendungen wollen Sie für Sat.1 machen?

Pocher: Ich werde dieses Jahr bestimmt keine Show bei Sat.1 mehr moderieren, ich werde mich auf meine wöchentliche Show konzentrieren. Ab kommendem Jahr bin ich bereit für neue Sachen. Es gibt auch schon Vorschläge, aber es muss einfach passen, ich mache nur Sendungen, die mir Spaß machen. Ich werde sicherlich hier und da im Umfeld von „ran“ auftauchen und Fußballstars interviewen, aber ehrlich gesagt ist das auch ein Zeitproblem.
So!: Und wie geht es mit der von Ihnen moderierten Show „5 gegen Jauch“ beim Konkurrenzsender RTL weiter?
Pocher: Es gibt auf jeden Fall drei weitere Sendungen, dann muss entschieden werden, ob und wie es weitergeht. Da ich bei Sat.1 einen exklusiven Vertrag besitze, geht es nur mit der Zustimmung vom Sender weiter.
Interview: Cornelia Wystrichowski
TV-TIPP
Die Late-Night-Sendung „Die Oliver Pocher Show“ wird heute, 2. Oktober, um 22.15 Uhr auf Sat.1 ausgestrahlt.