"Heute gibt es viel mehr Freiheiten"
Rob Halford, der optisch mit seinem langen weißen Bart wie der Methusalem wirkt, beeindruckt auf "Invincible Shield" einmal mehr mit seiner Stimmgewalt und zielsicher eingesetztem Geschrei. Dass der 72-Jährige leidenschaftlicher Metal-Sänger ist, hört man auf dem Album und im Interview. "Wenn man alles richtig hinbekommt und sich dann hinsetzt und anhört, was man geschaffen hat ... Mann, das ist das beste Gefühl der Welt", schwärmt er. "Diese Band präsentiert immer noch Metal auf diesem Niveau."
Nach fünf Jahrzehnten sei die Heavy-Metal- und Hard-Rock-Szene heute sehr viel offener und vielseitiger, findet Halford, der sich 1998 in einem MTV-Interview öffentlich als schwul outete. Im vergangenen Jahr sang er ein Duett ("Bygones") mit Country-Legende Dolly Parton, die erstmals ein Rockalbum veröffentlichte. So etwas wäre vor 30 oder 40 Jahren, als die Heavy-Metal-Szene noch sehr machomäßig war, undenkbar gewesen. "Heute gibt es viel mehr Freiheiten", meint Halford, "es gibt so viel mehr Akzeptanz, so dass alles möglich ist".
Judas Priest bleiben sich allerdings im besten Sinne treu. Auf "Invincible Shield" besinnt sich die Band alter Stärken und liefert Heavy Metal auf höchstem Niveau. Produziert wurde das Album von Andy Sneap, der aufgrund der Parkinson-Erkrankung von Gitarrist Glenn Tipton bei Konzerten dessen Platz einnimmt. Die britische Metal-Institution startet diesen Monat ihre Europa-Tournee, auf der acht Auftritte in Deutschland geplant sind.
"Wir müssen alle Ansprüche erfüllen", sagt Rob Halford. Hits wie "Living After Midnight", "Breaking The Law" oder "Metal Gods" dürfen bei keiner Show seiner Gruppe fehlen. "Das sind wichtige Teile der Bandgeschichte. Die Fans fordern diese Songs und sie haben ein Recht darauf." Vom neuen Album werden Judas Priest zunächst wohl nur zwei Songs spielen. Wenn "Invincible Shield" gut ankommt, könnten es indes bald mehr werden.