JHV in Selb Awo wächst mit ihren Aufgaben

red
Der Selber Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt hat seinen Vorstand gewählt. Vorsitzender bleibt Rainer Pohl (Fünfter von links), sein Stellvertreter Jürgen Jackwerth (Zweiter von rechts hinten). Kassiererin Cornelia Jackwerth (Dritte von rechts hinten) gibt ihr Amt an Klaus Müller ab und übernimmt die Revision. Neue Kassiererin ist Ursula Richter (links). Schriftführerin Monika Huscher (Dritte von rechts, vorne) wechselt nach 44 Jahren in den Beirat und übergibt die Aufgabe an Tamara Pohl. Außerdem in den Beirat gewählt sind Erika Rössler (Dritte von rechts vorne) und Sabine Müller (Achte von links, hinten). Zur Wahl gratulierten neben Mitarbeitern und Kolleginnen vom Kreisverband auch Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger (Vierter von links, hinten) und Oberbürgermeister Ulrich Pötsch (rechts). Foto:  

Die Selber Arbeiterwohlfahrt beschäftigt inzwischen 31 Menschen. Das „kleine Unternehmen“ sieht sich jetzt und künftig gut aufgestellt.

 
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Der Ortsverein Selb der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat seinen Vorstand mit geringfügigen Änderungen im Amt bestätigt. An der Spitze steht für weitere vier Jahre Rainer Pohl, sein Stellvertreter bleibt Jürgen Jackwerth. Als Kassiererin folgt Ursula Richter auf Cornelia Jackwerth, die wiederum als Revisorin das Amt von Klaus Fichter übernimmt. Ihr zur Seite steht Klaus Müller. Zu Beisitzern gewählt sind Sabine Müller, Erika Rössler und Monika Huscher. Letztere gab nach 44 Jahren ihren Posten als Schriftführerin an Tamara Pohl weiter. Zu Delegierten für die AWO-Kreiskonferenz bestimmten die Wähler Rainer Pohl, Erika Rössler, Monika Huscher und Klaus Müller.

31 Mitarbeiter

Jürgen Jackwerth sagte, damit sei der Verein gut aufgestellt für die jetzigen wie künftigen ambitionierten Aufgaben. Und die sind wahrlich umfassend, wie aus dem Jahresbericht des alten und neuen Vorsitzenden Rainer Pohl hervorging: Die Selber Awo beschäftigt inzwischen 31 Mitarbeiter und sei folglich mit einem kleinen Unternehmen vergleichbar. Dem Leitmotiv „Von der Wiege bis zur Bahre“ folgend biete der Ortsverband vor allem für die jüngsten und die ältesten Bürger der Stadt Dienstleistungen an; ob Krippenplatz, Kindergarten, Nachmittagsbetreuung und Hausaufgabenhilfe oder Haushaltshilfe für Senioren. Vor allem für die Kinder soll das Angebot noch deutlich erweitert werden (wir berichteten).

Derzeit unterstützen acht Haushaltshilfen 47 Personen beim Putzen, bei Arztbesuchen oder Besorgungen. Jeweils drei Helfer betreuen in der Luitpold- und der Bognergrundschule je zwei Gruppen mit je 24 Kindern am Nachmittag, bieten ihnen ein warmes Mittagessen an und helfen bei den Hausaufgaben. Dazu kommen noch die Kolleginnen im Büro, Fahrer, Hausmeister, Raumpflegerin sowie die Fachkräfte im Kindergarten auf der Kappel.

Finanzierung nicht einfach

Dass bei diesen Zahlen auch jede Menge Geld verwaltet werden muss, versteht sich von selbst. Rainer Pohl unterstrich, dass es für einen kleinen Ortsverband mit knapp 100 Mitgliedern nicht einfach sei, nach Tarif zu bezahlen – stolz erklärte er, dass es inzwischen aber gelungen sei, die Gehälter annähernd auf dieses Niveau zu bringen. Angesichts steigender Kosten hätten aber die Gebühren angehoben werden müssen.

Kassiererin Cornelia Jackwerth bescheinigte Revisor Klaus Fichter zum letzten Mal eine geordnete Kassenführung, ehe sich beide aus ihren Ämtern verabschiedeten.

Über die Wichtigkeit der sozialen Arbeit für eine Gesellschaft waren sich die Redner einig. „Frieden, Gerechtigkeit und sozialer Zusammenhalt kommen nicht von selbst“, fasste Rainer Pohl zusammen. Er erinnerte an die Folgen der Pandemie und mahnte angesichts der aktuell 40 globalen Konflikte und vor allem des Krieges in der Ukraine, dass die alte Forderung der Arbeitnehmerbewegung noch immer Gültigkeit habe: „Nie wieder Krieg.“ Die Awo verurteile diesen völkerrechtswidrigen Angriff aufs Schärfste. „Europa muss umfassende humanitäre Hilfe leisten.“ Überhaupt sei Solidarität mit allen Flüchtlingen weltweit notwendig.

Nachmittagsbetreuung wichtig

Dass die in Selb gelebt wird, ging auch aus den Berichten von den Awo-Verwaltungsmitarbeiterinnen Heidi Sailer und Antje Heindl hervor. Vor allem für Kinder aus finanziell schlecht gestellten Elternhäusern sei die Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe an den beiden Grundschulen wichtig. Nicht nur das warme Essen, sondern auch die Teilhabe und Unterstützung – nicht zuletzt beim Lernen der deutschen Sprache – kämen den jungen Menschen zugute.

Antje Heindl schilderte die schwierige Situation im Umgang mit den Geflüchteten aus der Ukraine. Es sei gut und richtig, dass die ukrainischen Eltern sofort Deutschkurse absolvieren dürften und ihre Kinder die Schule besuchen. Dass aber auch jüngere Geschwisterkinder betreut werden müssten, habe in keiner Planung Berücksichtigung gefunden.

Unbürokratisch habe die Awo die Betreuung der Kleinsten mit übernommen, damit die älteren Kinder am Sprachunterricht teilnehmen können. Das gehe aber zulasten der Hausaufgabenhilfe und sei keine Dauerlösung. „Die ausführenden Kräfte vor Ort werden zu oft alleine gelassen“, monierte sie.

Verantwortung nach unten durchgereicht

Das sah auch Oberbürgermeister Ulrich Pötsch so: „Seit mindestens 2012 haben wir das Flüchtlingsthema in der Stadt. Und es gibt immer noch keine staatlichen Vorgaben, wie wir damit umgehen sollen. Die Betreuung der Menschen wird nach unten durchgereicht mit der Hoffnung, dass das die Vereine und Ehrenamtlichen vor Ort schon richten.“

Heidi Sailer erklärte, dass die Awo sich nach Kräften bemühe, die Eltern zu unterstützen – ob hiesige oder geflüchtete. Dabei sei ein Lotsen durch den Fördergelderdschungel oft die erste Aufgabe. Wer arm ist, kann Hilfe bekommen; viele wüssten aber nicht, wie und wo. Für die Kinderbetreuung zum Beispiel könne es Hilfen geben etwa von der Arbeitsagentur, aber auch vom Landratsamt oder ganz anderen Stellen.

Was die Awo für die Menschen leiste, sei nicht zu unterschätzen, unterstrich Oberbürgermeister Pötsch. „Es ist so wichtig, dass sich Vereine für die einzelnen Menschen in der Stadt einsetzen; wie wichtig, haben wir in den vergangenen Jahren gesehen.“ Nach zweieinhalb Jahren Pandemie sei deutlich zu sehen, von welch unermesslichem Wert das Angebot der Vereine und Verbände für die Stadt ist. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Nürnberger verwies auf die Sprengkraft der aktuellen Krisen für die Gesellschaft. Die Verwerfungen durch Inflation, Krieg, Klimakrise und Pandemie hätten die Kraft, Menschen auseinanderzutreiben. „Aber es ist wichtig, dass unsere Gesellschaft nicht auseinanderfällt.“

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