Unappetitliche Details, die haften bleiben
Die Jury mag in Depps Sinn entschieden haben, als Verlierer gehen aber beide aus dem Gerichtssaal: In dem sechs Wochen dauernden Prozess kamen etliche unappetitliche Details aus dem Haus des Superstars aufs Tapet. Der Liebling der Kinogänger, Captain Jack Sparrow aus der „Fluch der Karibik“-Filmreihe hatte ein massives Drogen- und Alkoholproblem. Er pflegt einen fragwürdigen Umgangston – zumindest in seiner zutiefst dysfunktionalen Beziehung zu Amber Heard – und hat offenbar einen Hang zu dunkelstem, geschmacklosen Humor. Eine abgetrennte Fingerkuppe wegen geworfener Wodkaflaschen, mit Blut geschriebene Botschaften, Fäkalien im Bett – das alles lässt auch den Schauspielstar nicht gut aussehen. Abschütteln werden diese Assoziationen weder Depp noch Heard. Filmstudios werden sich in Zukunft ganz genau überlegen, ob sie damit in Verbindung gebracht werden wollen.
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Heards Anwalt Benjamin Rottenborn sagte in seinem Plädoyer, ein Urteil gegen Heard wäre eine niederschmetternde Botschaft für Missbrauchsopfer auf der ganzen Welt. Kurz nach der Urteilsverkündung verbreitete die Schauspielerin ein Statement
Dass die Jury ihr trotz eines „Bergs an Beweisen“ größtenteils nicht geglaubt habe, breche ihr Herz. Schlimmer noch, dies sei ein „Rückschritt“ für andere Frauen in ähnlicher Situation, schrieb Heard. Es sei ein Rückschlag für die Vorstellung, „dass Gewalt gegen Frauen ernst zu nehmen ist“.
Bei Depp klingt das anders: Für ihn habe nun endlich ein neues Kapitel begonnen, ließ er verlauten. Die Jury habe ihm sein Leben zurückgegeben, nachdem er sechs Jahre unter falschen Anschuldigungen gelitten habe. „Das Beste kommt erst noch.“