Kabarett Münchberg in der Oberpfalz

Ute Michael
„Da wo ich daheim bin, ist ganz weit weg, und da liegt es noch dahinter“: Wolfgang Krebs als Schorsch. Foto: Patrick Findeiß

Wolfgang Krebs, Stimm- und Sprachakrobat, begeistert sein Publikum. Er erklärt, warum die Hölle übervoll ist mit bayerischen Politikern, und kriegt in Geografie gerade noch die Kurve.

 
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Mehr als zwei Stunden hat Kabarettist Wolfgang Krebs mit seinem Programm „Vergelt’s Gott“ sein Publikum in der Turnhalle des TV Münchberg aufs Beste unterhalten. Etwa 300 Zuhörer amüsierten sich über grandiose Stimmband-Sprach-Variationen und Umkleidekunst im Sekundentakt. Worum geht es? Die Hölle ist übervoll mit bayerischen Politikern, in den Himmel kommt schon lange keiner mehr. Das soll sich ändern. Engel Alois Hingerl ist in Rente, König Ludwig macht jetzt seinen Job; mit Edmund Stoiber als Helferlein auf Erden. Der Abend wird lustig. Sogar eine Musikeinlage mit Dreiviertel-Playback und Smartphone-Grüße an den erkrankten Sebastian Reich (Bauchredner und Herrchen von Nilpferd Amanda) sind dabei

Goldene Flügelchen hat Edmund Stoiber. „Liebe Münchhausnerinnen und Münchhausener, äh liebe Münchbergerinnen und Münchberger, liebe Wärmepumpen und Wärmepumper, liebe Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer!“ Ein Raunen geht durch den Saal. „Äh … die heute raufgefahren sind … nach Oberfranken.“ Da hat der Kabarettist aber gerade noch die Kurve gekriegt.

Krebs – äh ... Stoiber – greift auch tief in die Genderkiste. Sollte er sich in seiner Rede verirren, rät er seinem Publikum, das Gesagte doch selber zu sortieren. „Liebe Männlich, Weiblich, Divers. Reden wir heute über die Politik. Sogar Enten, äh Studenten demonstrieren, wenn Sie meinen, was ich verstehe …“

Die Bewerbungsreden von Politikern wie Stoiber, Aiwanger, Söder und Co. samt König Ludwig sind brillant und wie für den Himmel gemacht. Die Erheiterung im Saal steigt schnell. Auch technische Fragen Fragen werden erörtert. „Wenn in ein Elektro-Auto der Blitz einschlägt, ist es dann vollgetankt?“

Ein Bürger, Schorsch Scheberl aus einem Ort, der so ähnlich wie „Untergamsgrumzeisgrund mit fünf weiteren Silben“ klingt, ist auch dabei. Man brauche aber gar nicht danach zu „gockeln“. „Da wo ich daheim bin, ist ganz weit weg, und da liegt es noch dahinter.“ Der mit Vereinsnadeln bestückte Schorsch – „ich bin Mitglied in 30 Vereinen“ – erzählt von dem Neubaugebiet in seinem Ort, kleine Geschichten von seinen Mitbürgern und weiß, was passiert, wenn man vor einer Rede Doppelbockbier mit Sauerkraut und Schweinsohrburger isst.

Wolfgang Krebs, ein scharfsinniger Beobachter, gestaltet einen Abend, der es erlaubt, einfach einmal abzuschalten und über herrlichen Wortwitz zu schmunzeln. Auf Einladung des SPD-Ortsverbandes Münchberg war er angereist, „Vergelt’s Gott“ stellte er im Rahmen der Münchberger Januar-Kultur vor. Es gab Schnittchen, Getränke und ein sympathisches Team von Ehrenamtlichen, die zum Gelingen des Abends beitrugen. Dies würdigte auch der Künstler – der sich sichtlich freute über den Applaus des begeisterten Publikums.

Eine Zugabe gab es auch, dann zückte Krebs sein Smartphone und kündigte an, er werde nun einen kleinen Gruß aus Münchberg an den erkrankten Sebastian Reich schicken. Ein Filmchen wurde es, mit aufmunternden Worten von ihm und Beifall von einem Publikum, das begeistert und kräftig klatschend in Richtung Reich grüßte. (Der hatte ein Gastspiel am Samstag in Selb absagen müssen, er muss eine Stimme schonen.)

Und warum kommen nun so wenige Politiker in den Himmel? Das aktuelle Mindestgewicht zähle, weiß eine Stimme aus dem Bühnenhintergrund, die wie Angela Merkel klingt.

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