Katholische Gemeinde Münchberger Glocken werden 100 Jahre alt

Helmut Engel
Die katholische Gemeinde Münchberg feiert das 100. Jubiläum der Glockenweihe in der Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“. Foto: /Patrick Findeiß

Die Pfarrgemeinde „Heilige Familie“ in Münchberg begeht dieses Jubiläum mit einem Festgottesdienst. Ein Blick in die Geschichte.

 
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Das Wochenende steht in Münchberg nicht nur im Zeichen der weltlichen Freuden auf dem Wiesenfest, sondern hält zugleich ein wichtiges geistliches Ereignis parat: Am Wiesenfestsonntag feiert die katholische Pfarrgemeinde „Heilige Familie“ mit einem Festgottesdienst das 100. Jubiläum der Glockenweihe.

Wenige Jahre nach dem Bau der Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ konnte sich die Pfarrgemeinde bereits im Jahr 1914 über drei Bronzeglocken freuen; dafür hatte sie 5340 Mark an Spenden zusammengespart. Am 3. April erklang das Geläut – bestehend aus den Tönen Fis, A und H – zum ersten Mal vom Kirchturm.

Doch die Freude der Gemeinde dauerte nur drei Jahre. Der Erste Weltkrieg forderte im Jahr 2017 seinen Tribut, bedauert Pfarrvikar Sebastian Schiller im Gespräch mit unserer Zeitung. Die drei etwa 31 Zentner schweren Bronzeglocken wurden für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Verzichten mussten die Münchberger Katholiken trotzdem nicht vollkommen auf das Glockengeläut. Die Glocken der evangelischen Kirche begleiteten während dieser Zeit die verstorbenen Katholiken auf ihrem letzten Gang. „Das war gelebte Ökumene.“

Vier Jahre nach dem Krieg, im Juli 1922, konnten bereits wieder vier neue Glocken aus Stahl, gegossen in der Glockengießerei Ulrich & Weule in Apolda, aufgezogen werden. Töne: Fis, A, H und außerdem Eis. Weil die Gemeinde so kurz nach dem Krieg die dafür angefallenen 50 000 Mark nicht aufbringen konnte und auch die Spenden nicht ausreichten, musste dazu ein Darlehen aufgenommen werden.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb die katholische Pfarrgemeinde von einem weiteren Glockenraub verschont. Diesmal hatte es die evangelische Stadtkirche „Peter und Paul“ getroffen. Im Mai 1942 wurden die Glocken der evangelischen Kirche eingezogen. Nun konnte sich die katholische Pfarrgemeinde revanchieren. Vom 24. Mai 1942 bis Oktober 1947 läuteten mehr als fünf Jahre lang die Glocken der katholischen Kirche, wenn evangelische Christen zu Grabe getragen wurden.

Bis 1958 wurden die vier Glocken mit einem Strick per Hand geläutet. Eine anstrengende Arbeit für Ministranten und Messner. In den 1960er-Jahren wurde das Geläut elektrifiziert; seit drei Jahren kann via Funksteuerung geläutet werden.

Nach Kreisarchivpfleger Adrian Roßner bekamen die Glocken, die es schon viele Jahrtausende gab, ihren „mystisch religiösen Charakter“ in der karolingischen Zeit (9. Jahrhundert nach Christus). Die Wanderprediger und Mönche hätten damals mit ihren Schellen die Leute zu ihren Predigten gelockt. Im 11. Jahrhundert habe sich dann das Geläut auf den Kirchtürmen entwickelt, um die Christen zum Gottesdienst einzuladen. Spannend sei, dass die Glocken später mit den mechanischen Uhren verbunden wurden: „Seitdem wird die Zeit geschlagen.“ Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Glocken aus Bronze gegossen, danach meist nur noch aus Stahl.

Im 19. Jahrhundert sei es zu einem Wettkampf zwischen Alfred Krupp und Jakob Mayer gekommen. Mayer sei es gelungen, Glocken aus Stahl in Formen zu gießen. Zuvor musste der Stahl geschmiedet und gewalzt werden, um Glocken zu fertigen. Damit habe Mayer das Verfahren revolutioniert und beschleunigt. Mayer wollte Krupp beweisen, dass es möglich sei, Stahlformgussstücke mit einem Hohlkörper im Inneren zu gießen.

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