Klimaschutz ESM erstellt Wärmeplan für die Region

Bis Anfang 2024 soll ein Wärmekonzept für die Kommunen im Versorgungsgebiet der ESM vorliegen. Gemeinsam erarbeitet man ein Wärmekataster, um potenzielle neue Wärmenetze zu planen. Unser Bild zeigt Projektleiter Jan Netter von der Fichtner Management Consulting, Klaus Burkhardt, ESM-Geschäftsführer, und Niklas Müller, Prokurist und Technischer Leiter der Netze bei der Energieversorgung Lohr-Karlstadt (von links), beim gemeinsamen Workshop. Foto: /ESM

Drei Energieunternehmen und Fichtner machen gemeinsame Sache. Sie erarbeiten konkrete lokale Lösungen für Heizung und Warmwasser ohne Kohlendioxid.

 
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Ein Kernanliegen der Bundesregierung ist es, die Wärmeerzeugung in Deutschland klimaneutral zu gestalten, also möglichst ohne fossile Energieträger. „Dieses Ziel ist eine gesellschaftliche Aufgabe, schließlich sehen wir auch in diesem Sommer wieder die immer drastischer werdenden Auswirkungen des Klimawandels, ganz abgesehen von der Abhängigkeit Deutschlands bei fossilen Energieträgern wie Erdgas, Öl und Kohle“, sagt Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der Energieversorgung Selb-Marktredwitz (ESM). Das regionale Energieunternehmen, das zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, geht die Herausforderungen, die damit verbunden sind, laut einer Pressemitteilung aktiv an: Es erstellt jetzt einen Wärmeplan für die künftige klimaneutrale Wärmeversorgung der Region.

„Lange vor der Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz haben wir uns intern bereits Gedanken um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung gemacht. Wir haben ein Projekt gestartet, das unseren Kunden handfeste Antworten darauf geben soll, wann und wie ihre Energieversorgung zukünftig klimafreundlich realisiert werden kann“, informiert der Geschäftsführer.

Energie sei die Kernkompetenz der ESM und viele Daten, die für die Erarbeitung eines solchen regionalen Wärmeplans relevant sind und genutzt werden können, seien bereits vorhanden, erläutert er. „Deshalb machen wir uns bereits jetzt daran, lokale Lösungen für die Kommunen in unserem gesamten Netzgebiet zu planen“, erklärt Klaus Burkhardt. Das Netzgebiet umfasst konkret die Städte Selb, Marktredwitz, Schönwald, Hohenberg und Waldershof sowie die Gemeinden Bad Alexandersbad, Höchstädt, Schirnding, Thiersheim und Thierstein. Darüber hinaus beabsichtigt die ESM, die Städte Arzberg, Marktleuthen und Rehau ebenfalls in das Projekt einzubeziehen.

Zwei weitere Unternehmen im Boot

Das Besondere an der Herangehensweise der ESM: Sie macht sich laut Mitteilung gemeinsam mit der Fichtner Management Consult (FMC) und zwei weiteren, in Unterfranken ansässigen Energieunternehmen an die Arbeit. Mit im Boot sind die Stadtwerke LKW Kitzingen und die Energieversorgung Lohr-Karlstadt; ihr gemeinsamer Nenner ist, dass die Thüga AG aus München an allen drei Unternehmen Anteile hält.

Darüber hinaus hat es bereits in der Vergangenheit zahlreiche gemeinsame Projekte gegeben, die von diesen Unternehmen gemeinsam umgesetzt wurden. „Wir bündeln unser Know-how und nutzen Synergien für die Entwicklung eines bestmöglichen Prozederes für eine dekarbonisierte Wärmeplanung. Bei der Ermittlung und Bewertung von diversen Möglichkeiten ziehen wir nicht nur solche ein, die für alle drei interessant sind, sondern auch ortsspezifische Optionen“, erläutert der ESM-Geschäftsführer.

Die Kick-off-Veranstaltung war Anfang Juli; nun folgte der unternehmensübergreifende Workshop. Bis Anfang 2024 wollen die Partner das Projekt abgeschlossen haben. Klaus Burkhardt geht davon aus, dass die Ergebnisse einen Großteil dessen erfüllen, was der Gesetzgeber im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung den Städten und Gemeinden auferlegt hat. „Wir unterstützen unsere Konzessionsgemeinden gerne bei der Erfüllung ihrer Pflichten und stehen auch bei der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung an ihrer Seite. Auch dazu dient das Projekt“, meint er.

Verschiedene Szenarien

Ziel des Projekts ist es, alle Möglichkeiten für eine CO2-freie Wärmeversorgung für jeden einzelnen Standort genau zu untersuchen und diese konkret zu bewerten. Dazu werden Wärmebedarfe und -potenziale unter verschiedenen Szenarien berechnet, Technologieoptionen aufgezeigt und Geschäftsmodelle für unterschiedliche Kundentypen entwickelt. „Wir entwickeln in dem Projekt für die ESM ein zukunftsfähiges, klimaneutrales Energiesystem, das technisch und finanziell machbar ist. Zwingend dazu gehört für uns auch der damit verbundene Transformationspfad“, sagt Burkhardt. Gemeinsam erarbeiten die Projektpartner dafür einheitliche Planungsansätze und Methoden. „Die konkreten standortspezifischen Lösungen werden im Rahmen des Projektes von jedem Unternehmen für das jeweilige Versorgungsgebiet individuell konzipiert“, erklärt Klaus Burkhardt.

Untersucht werden zum Beispiel Lösungsansätze für Nah- und Fernwärmenetze, die mit erneuerbaren Energieträgern betrieben werden. Dazu zählen unter anderem Biomasse, industrielle Abwärme, Flusswasserwärme, geothermische Anlagen mit Wärmepumpen, Biogas aber auch der Einsatz von grünem Wasserstoff. Burkhardt betont in der Mitteilung, dass die Erzeugung von Strom und Wärme mit Tiefengeothermie, die mit mehreren Kilometer tiefen Bohrungen verbunden wäre, wegen der geologischen Situation im Fichtelgebirge in der ESM-Region keine Rolle spielen wird. In die Betrachtungen einbezogen werden vorhandene Infrastrukturen, wie beispielsweise das Gas- und Stromnetz der ESM sowie bereits in Betrieb oder in Planung befindliche lokale Wärmenetze. Hier habe die ESM bereits gute Erfahrungen vorzuweisen, beispielsweise mit der Wärmeversorgung im Benker-Areal oder im Quartier „Am Sterngrund“ in Marktredwitz. „Bei unserem Projekt haben wir auch ein besonderes Augenmerk auf den Preis der grünen Wärme, denn schließlich muss diese für unsere Kunden auch in Zukunft bezahlbar bleiben“, resümiert der Geschäftsführer.

Fehlinvestitionen vermeiden

Aus Sicht der ESM ist eine gute Planungsqualität wichtig, um Fehlinvestitionen bei Hausbesitzern, Betrieben, Kommunen und bei der ESM zu vermeiden. Deshalb legten die Projektpartner großen Wert darauf, alle öffentlich und frei verfügbaren Daten in die Methodik zu integrieren, sie zu nutzen, zu bewerten und zusammenzuführen. Hierzu gehören Daten des ESM-internen geografischen Informationssystems (GIS) ebenso wie Verbrauchsdaten, Potenzialanalysen für Verbräuche und Gebäudesanierungen sowie Technologieoptionen – und dies alles möglichst adressenscharf.

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