Was, wenn man mit einem Kind mit Behinderung nächtelang in einem kalten Keller kauern oder an der Grenze stundenlang auf die Gunst von Soldaten warten muss? Mit einer Tochter, deren autistisches Spektrum keine Abweichung vom gewohnten Alltag zulässt?
Medikamente werden knapp
Der Elternverein, in dem wir Mitglied sind, hat Familien in der Ukraine im Blick, die Angehörige mit demselben Syndrom pflegen, wie es unsere Tochter hat. Diese Familien können nicht weg, Medikamente werden knapp, zum Beispiel gegen epileptische Anfälle. Ein Lkw-Fahrer aus Polen versucht, die Familien mit den nötigsten Notfallmitteln zu versorgen. Jetzt geht dem Verein langsam das Geld aus, um neue Medikamente zu besorgen. Wer helfen möchte, findet hier mehr Informationen.
Diese Hilflosigkeit, die einen in der süddeutschen Sicherheit überkommt: Wie muss sich Krieg mit Behinderung anfühlen? Wie hält man es aus, dass man noch mehr als sonst auf Hilfe von anderen angewiesen ist, weil ein Mensch ohne Herz und Seele im Jahr 2022 ein Land überfallen muss? Die Vorstellung, dass unsere Tochter auf der Flucht vor Bomben von uns getrennt wird, ist unerträglich. Für die Familien in der Ukraine ist dieser Albtraum Realität.
Unser Autor ist Redakteur der Stuttgarter Zeitung und Nachrichten. Er hat zwei Kinder – seine Tochter kam mit einem seltenen Gendefekt zur Welt.