Ein Näschen für neue Trends
Mit ihrer Entwicklung haben die chinesischen Forscher auf jeden Fall bewiesen, dass sie ein Näschen für neue Trends haben. Andererseits erscheint es politischen Beobachtern etwas anrüchig, dass ausgerechnet im Reich Xi Jinpings an solchen Technologien gearbeitet wird. Den der allmächtige Staatsapparat könnte die Technik nutzen, um seine Untertanen künftig auch mit sogenannten Geruchsfakes gefügig zu machen. Wenn zum Beispiel die Luft in Schanghai mal wieder zu dreckig ist, wird den Bürgern einfach per Geruchsgenerator der Duft von Frühlingsblumen vorgegaukelt. Ein dicker, nach Schweiß riechender Parteifunktionär wird mittels Geruchsfake und KI-basierter Figuroptimierung schnell zum nach Sandelholz duftenden Adonis. Systemkritiker werden es nicht leicht haben, gegen solche perfiden Tricks anzustinken.
Eine kleine digitale Geruchskorrektur könnte aber auch helfen, Konflikte zu entschärfen – wenn man es zum Beispiel öfter mit Leuten zu tun hat, die man partout nicht riechen kann. Bekanntlich wirken sich Gerüche besonders stark auf unsere Gefühle aus – denn des Riechhirn gehört zu den entwicklungsgeschichtlich ältesten Teilen unseres Denkorgans. Das könnten sich auch Führungskräfte zunutze machen. Die Mitarbeiter haben mal wieder die Nase voll von nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der Geschäftsführung? Kein Problem – ein geschickt im Büro oder Homeoffice platzierter Geruchsgenerator, der entspannende Düfte von sich gibt, bringt die Beschäftigen schnell wieder ins Gleichgewicht. Der Begriff Schnupperpraktikum bekommt damit eine ganz neue Bedeutung.