Kommentar Die Jugend geht uns alle an

Sören Göpel
  Foto: www.tom-hof.de/Thomas Neumann

Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes schlagen Alarm. Die Folgen der Coronakrise seien schon jetzt spürbar. Damit die psychischen Schäden nicht weiter zunehmen, ist die gesamte Gesellschaft gefragt.

 
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Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie zeigt sich: Die Kinder und Jugendlichen sind die größten Verlierer. Wer sich mit Psychologen, Lehrern und Erziehern austauscht, dem steigen die Tränen in die Augen. Und wer selbst sieht – so wie ich in dieser Woche – wie eine Mutter nach fünf (!) Monaten ihr Kind erstmals wieder in die Kindertagesstätte bringt, wer sieht, wie sehr dieses eigentlich aufgeschlossene Kind mit der ihm eigentlich vertrauten Umgebung fremdelt, in dem breitet sich eine große Traurigkeit aus.

Allein, wie wir über unsere Kinder und Jugendlichen sprechen, macht etwas mit ihnen: Kinder zählen nicht, heißt es oft, wenn wir von der nächsten Zusammenkunft reden und einer möglichen Personenanzahl. Als es darum ging, dass Schulen gefährliche Virenherde sein könnten und lieber geschlossen bleiben sollten, haben auch die Sechsjährigen gezählt. Wir reden von unseren Kindern wie von Dingen. Unsere Jugend ist zum Spielball geworden. Das sollte schleunigst aufhören.

Vom kleinsten Gemeinderat und Bürgermeister bis hin zum Landrat und der Oberbürgermeisterin muss in den nächsten Monaten und Jahren der Fokus bei denen liegen, die in Zukunft dieses Land mit ihrer Kraft voranbringen sollen. Es ist die Pflicht der politischen Entscheider, ihre Verwaltungen so zu organisieren und einzunorden, dass sie kreative Lösungen finden, damit Kinder und Jugendliche die besten Möglichkeiten bekommen, um wieder annähernd ein Leben wie vor Corona führen zu können. Dabei darf es keine Denkverbote geben und schon gar keine Ausreden. Kommunen müssen dabei unterstützen, dass beispielsweise Sportstätten auch am Wochenende genutzt werden können, dass Nachhilfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt, dass Kultur zugänglich für alle wird. Auch die Kirchen sind nicht auszunehmen. Sie sind gerade jetzt wichtig und müssen ihrer Aufgabe gerecht werden.

Mindestens genauso gefragt sind aber wir alle. Jeder einzelne. Die Gesellschaft. Haben wir ein Auge auf unsere Kinder in unserem Umfeld. Wie geht es der Familie von nebenan? Können wir ihr helfen bei der Bewältigung des Alltags? Wir müssen uns um uns kümmern – damit es uns allen wieder ein bisschen besser geht.

Von Sören Göpel

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