Kommentar Ticken die noch richtig?

Bernd Nürnberger
Frankenpost-Sportchef Bernd Nürnberger Foto: Marcus Schädlich

Die neue Rahmenverordnung Sport des bayerischen Innenministerium sieht vor, dass in Hallen 1000 Zuschauer zulässig sind, auf Fußballplätzen aber nur 500, sofern sie einen festen Sitzplatz haben. Dazu ein Kommentar unseres Sportchefs Bernd Nürnberger.

 
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Was, bitteschön, denken eigentlich solche Menschen, die so eine Verordnung schreiben oder, noch schlimmer, die so einen Käse beschließen? Ticken die noch richtig? Waren diese Bürokraten schon jemals auf einem Fußballplatz eines Amateursportvereins? Offenbar nicht. Die vom bayerischen Innenministerium erlassene Verordnung ist in der Tat ein Faustschlag ins Gesicht aller Fußballvereine. Sie geht kilometerweit an der Realität vorbei. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: In Hallen sind 1000 Zuschauer ohne größere Auflagen, außer der Einhaltung des Mindestabstandes, zulässig, auf Fußballplätzen unter freiem Himmel nur 500 Zuschauer auf ausgewiesenen Sitzplätzen und noch mit einer genauen Kontaktdatenerfassung und der Datenspeicherung für vier Wochen. Sollte diese Verordnung nicht umgehend gekippt werden, dürfen wahrscheinlich mehr als 90 Prozent der bayerischen Vereine keine Zuschauer auf ihre Plätze lassen und können somit einpacken. Denn wer hat schon eine Tribüne ab der Bayernliga abwärts?

Ein Fußballplatz ist in der Regel 105 Meter lang und 70 Meter breit. Macht zusammen 350 laufende Meter. Berücksichtigt man den Mindestabstand von 1,5 Metern, könnte man getrost 230 Zuschauer auf Sportanlagen ohne Tribünen oder feste Sitzplätze zulassen. Vor dem zweiten Lockdown im Herbst durften 200 Fans (mit festen Sitzplätzen 400) die Fußballspiele besuchen. Warum jetzt plötzlich so eine unsinnige Regelung? Das wird wohl ein Geheimnis des Innenministeriums und seines Sportministers Joachim Herrmann bleiben.

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