Zur Verbesserung des ÖPNV verweist der Landrat auf das Gutachten „Nachhaltiges Mobilitätskonzept für die touristische Erschließung der Region Höllental“ hin, das im Zusammenhang mit den Planungen für das Projekt Frankenwaldbrücken erstellt worden sei. Dabei werde der Schienenverkehr von der Strecke von Bad Steben aus eingebunden.
Die Bürgermeister
Auch in den Rathäusern der unmittelbar betroffenen Städte Naila (mit den Ortsteilen Marxgrün und Hölle) und Lichtenberg (mit Blechschmidtenhammer) bewerten die Bürgermeister die Reaktivierungsabsichten der Bahn unterschiedlich. Der Nailaer Bürgermeister Frank Stumpf nimmt den Freistaat Bayern in die Pflicht. „Bayern muss jetzt Position beziehen“, fordert Stumpf. Er verweist auf den jahrzehntelangen Schriftverkehr in Sachen Höllentalbahn, der mehrere Ordner fülle. Der Bürgermeister kritisiert, dass sich die Verantwortlichen des Freistaats bislang damit herausgeredet hätten, Bayern sei nur für den Personenverkehr zuständig, der sich auf der Strecke nicht rechne. „Beide Länderspitzen müssen jetzt ein klares Signal setzen“, fordert Stumpf.
Wenn die Bahn sich entschließe, auf einer gewidmeten Eisenbahn-Infrastrukturfläche die Strecke zu reaktivieren, gehe es nur noch um das „Wie“ und „Wann“. Dabei müsse der bestmögliche Quellschutz für den Höllensprudel gewährleistet werden. Als Vertreter der Ferienregion Selbitztal-Döbraberg misst Stumpf einer reaktivierten Höllentalbahn große Bedeutung für einen Aufschwung im Tourismus zu.
Sein Lichtenberger Kollege Kristan von Waldenfels zeigt sich skeptisch zur Höllentalbahn. „Ich selbst fahre viel mit der Bahn und begrüße, dass Geld in den Ausbau des Bahnnetzes investiert wird“, sagt der Bürgermeister. Der Bahn misst er allgemein eine große Bedeutung zu als „klimaneutrale Infrastruktur“. Dies sei ein wichtiger Schritt für ein „klimaneutrales Wirtschaften“. Im Falle der Höllentalbahn ist der Lichtenberger Bürgermeister kritisch. „Hier sehe ich noch zu viele offene Fragen“, betont er. Für eine abschließende Bewertung wolle er die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung abwarten.
Überraschung bei „Höllennetz“
Überrascht war Fritz Sell, Vorsitzender des Vereins Höllennetz, von der Plänen der Deutschen Bahn. „Die DB hat sich das alles wohl überlegt“, lobt er die Konzept-Studie der Bahn, die auch die Vorteile für den Güterverkehr auf der Schiene genau analysiert habe.
ZPR-Chef erläutert seine Pläne
Wie viele Güterzüge pro Tag oder in der Nacht sind zu erwarten, wenn die Bahnlücke zwischen Marxgrün und Blankenstein geschlossen wäre? Gegner aus dem Kreis der betroffenen Anwohner warnen vor „bis zu fünf Güterzügen in der Nacht“. Die ZPR Blankenstein möchte das Rundholz aus Tschechien, das zurzeit auf der Schiene bis Asch transportiert und dort auf Lkw umgeladen wird, komplett per Bahn beziehen: auf der Bahnstrecke zwischen Asch und Selb-Plößberg nach Hof und von dort auf dem kurzen Weg über Marxgrün nach Blankenstein. Die Frankenpost hat bei ZPR-Geschäftsführer Leonhard Nossol nachgefragt, wie viele Güterzüge tatsächlich auf der Höllentalbahn fahren würden. „Das Aufkommen liegt bei 200 000 Raummeter Holz pro Jahr“, beziffert Nossol die Frachtmenge, die von der Straße auf die Schiene verlagert werden könnte. „Wenn man pro Güterzug zehn Waggons anhängt, würde ein Zug pro Tag ausreichen.“ Dazu käme noch die Rückfahrt mit den leeren Waggons – insgesamt also ein Zugpaar täglich.
Denkbar sei die Verlagerung eines der beiden Zugpaare, die aktuell über Wurzbach fahren, nach Süden. Nossol verweist auf die Lieferungen des produzierten Zellstoffs zu Kunden in Bayern und Italien. Bei den Güterwaggons mit Chemikalien, die für die Produktion benötigt werden, schließt der ZPR-Chef einen Transport über die Höllentalbahn aus. „Wir beziehen unsere Chemikalien ausschließlich aus dem Norden.“ Insgesamt werde sich der Schienengüterverkehr zur ZPR von aktuell zwei auf drei Zugpaare erhöhen. „Ob wir zwei Zugpaare im Norden und ein Zugpaar im Süden oder umgekehrt haben werden, lässt sich zurzeit noch nicht sagen“, erläutert der ZPR-Chef.
Werner Rost