Kostet nix – oder fast nix Zeitreise zu den Romantikern

Manfred Köhler
  Foto: Köhler

Unser Ausflugstipp für den schmalen Geldbeutel führt heute nach Jena. Zu Fuß und ohne viel Geld kann man hier auf engstem Raum die unterschiedlichsten Erfahrungen machen. Zum Zauber der Stadt trägt ihre Vergangenheit als Treffpunkt von Goethe und Schiller bei.

 
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Es gibt Städte, die besucht man ein oder zweimal und hat – gefühlt – schon alles gesehen. Und dann gibt es reinste Wunderorte, von denen man einfach nicht genug kriegen kann und an denen man nach einem Dutzend Besuchen immer wieder Neues entdeckt und die Sehnsucht nicht los wird. Ein Paradebeispiel dafür ist Jena.

Die meisten Sehenswürdigkeiten, von denen hier nur das Stadtmuseum, der Jentower und das Zeiss-Planetarium empfohlen seien, kosten natürlich Eintritt. Es ist aber auch möglich, in Jena einen ganzen Tag zu verbringen, ohne einen Cent auszugeben. Denn bei einem Streifzug durch die abwechslungsreiche Stadtlandschaft entdeckt man nicht nur jede Menge Straßenkunst, faszinierende alte Hausfassaden und teils sensationelle neue Architektur. Es gibt auch Attraktionen, die darüber hinausgehen und ebenfalls frei zu besichtigen sind.

Eine davon ist die alte Stadtbefestigung nördlich des Jentowers. Erhalten sind das Johannistor, der Pulverturm und ein ganzes Stück Stadtmauer dazwischen. Mehrere ausführliche Infotafeln erläutern das Aussehen und die Funktion der Befestigungsanlagen und zeigen historische Ansichten. Am Pulverturm, der noch von seiner zinnenbewehrten Vorbefestigung umringt wird, wähnt man sich wie in einer kleinen Burg mitten in der Stadt.

Wer sich auch für andere Aspekte der Geschichte Jenas interessiert, sollte zwar, aber muss nicht unbedingt ins Stadtmuseum gehen. Schillers Gartenhaus, das man von außen auch ohne Eintritt besichtigen kann, und der kleine Park daneben eignen sich bestens dafür, sich in längst vergangene Zeiten zu träumen. Neben der sogenannten Gartenzinne trafen sich Schiller und Goethe oft zu langen Gesprächen; der Steintisch, an dem sie saßen, existiert noch und lädt zu Selfies ein. Zu Schillers Lebzeiten lag das Gartenhaus außerhalb der Stadtmauern in freier Natur – jetzt ist es umschlossen von der Stadt, aber dank der hohen Bäume ringsum nach wie vor ein Refugium wie in der Ära der beiden großen deutschen Dichter und Denker. In dieser Epoche kann man auch an einer anderen Stelle in Jena verweilen. Das Romantikerhaus am Rande des Zentrums ist von außen einen Blick wert, Gratis-Infos inklusive. Wer ein paar Euro investieren will, dem bietet die Gedenkstätte der deutschen Frühromantik unter anderem das Wirkungsfeld des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, der hier auch wohnte, die Nachbildung eines Salons, wie ihn die Romantiker als Treffpunkt schätzten, und ein Modell des einstigen Jenaer Schlosses, das Goethe noch als Wirkungsort kannte.

Bleibt noch der Blick auf Jena von weit oben. Wer sich den Eintritt für die Aussichtsplattform des Jentowers sparen will, kann die ehemaligen Burgberge erklimmen. Bei Lobdeburg und Kunitzburg bekommt man es mit ordentlichen kleinen Wanderungen zu tun. Zum sogenannten Hausberg wiederum führt ein Fahrweg hoch zu einem Parkplatz, nur das letzte Stück muss man zu Fuß gehen. Hier gab es auf engstem Raum einst vier Burgen in einer Reihe. Erhalten ist nur der Fuchsturm, der einst als Bergfried der Burg Kirchberg erbaut worden ist und heute eine kleine Gastronomie bietet. Von hier hat man auch den nähesten und besten Blick auf das Jenaer Zentrum.

Wer seinen Besuch in Jena mit Abstechern zu weiteren besonderen Ausflugszielen verbinden will, dem seien die Dornburger Schlösser im Norden und die Wasserburg Kapellendorf im Westen empfohlen. Beide Orte sind in rund 20 Minuten erreichbar und ermöglichen ebenfalls Erlebnisse ganz ohne Eintritt.

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