Kulmbach 21 mal die Eins vor dem Komma

Werner Reißaus

Trotz Corona haben die Kulmbacher Realschüler einen tollen Abschluss geschafft. Schulbester ist Paul Schwabenland mit einem Schnitt von 1,17 in seiner Mittleren Reife.

 
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Kulmbach - Es war der 64. Abschlussjahrgang in der Geschichte der Carl-von-Linde-Realschule und es war alles anders als in den Jahren zuvor. Die feierliche Verabschiedung, die sonst immer in der Dreifachsporthalle stattfand, musste mit Blick auf die Coronapandemie im Stadion, getrennt nach den vier Abschlussklassen, stattfinden. Der Schulleitung gelang es dennoch, der geänderten Feierstunde einen würdigen Rahmen zu geben. So konnten die Eltern auf der Zuschauertribüne die Verabschiedung und Ehrung ihrer Sprösslinge verfolgen und passend zum Stadion gab es auch eine "Kabinenansprache" mit religiösen Worten. 21 Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Linde-Realschule schafften in den Abschlussklassen eine Eins vor dem Komma. Mit einem Notendurchschnitt von 1,17 war der 16-jährige Paul Schwabenland aus Kulmbach Schulbester. Ihm überreichte Landrat Klaus Peter Söllner den Landkreispreis.

Herausragende Absolventen

Die Klassenbesten: Paul Schwabenland (1,17). Kulmbach. Julia Fleischmann (1,18), Mainleus. Marlene Beckers (1,20), Neuenmarkt. Amelie Hahn (1,27), Trebgast. Theresa Hahn (1,36), Kulmbach. Ida Stübinger (1,36), Kulmbach. Mila Schoberth (1,45), Trebgast. Marie-Elaine Wolf (1,45), Kulmbach. Carlos Dück (1,55), Kulmbach. Felix Gentzsch (1,55), Kulmbach. Johanna Arends (1,64), Kulmbach. Maya Gast (1,73), Kulmbach. Luca Opel (1,73), Trebgast. Barkin Güleryüz (1,80), Kulmbach. Lisa Sophia Moschke (1,80), Wirsberg. Jonathan Stölzel (1,82), Ludwigschorgast. Sophia Weinmann (1,82), Trebgast. Emily Bock (1,91), Neudrossenfeld). Fabian Ellner(1,91), Mainleus. Helen Haas (1,91), Mainleus. Emma Popp (1,91), Trebgast.

Die Linde-Preisträger: Julia Fleischmann, Jonathan Stölzel, Ida Stübinger, Kilian Dippold, Alexander Fuchs, Baran Güleryüz, Barkin Güleryüz, Amelie Hahn, Theresa Hahn, Luca Opel, Marlene Beckers, Carlos Dück, Felix Gentzsch, Felix Kauppert, Mila Schoberth, Sebastian Schwarz, Paul Schwabenland.


Paul Schwabenland wird im September an die FOS wechseln und will nach dem Fachabitur in Nürnberg ein Studium zum Maschinenbau aufnehmen: "Das interessiert mich einfach, und mir fällt auch das Lernen leicht. Ich hatte nicht an so einen Notendurchschnitt gedacht und bin auf das Ergebnis schon ein wenig stolz. Wir hatten eine gute Klassengemeinschaft und wir hatten auch viel Spaß miteinander." In seiner Freizeit spielt Paul Schwabenland beim ATS Kulmbach Basketball und fährt gerne Motorrad.

In seiner Begrüßung verwies Konrektor Markus Popp darauf, dass sich die Situation an der Carl-von-Linde-Realschule mit der Coronapandemie grundlegend verändert hat: "Aber all die widrigen Umstände konnten uns nicht davon abhalten, einen erfolgreichen Realschulabschluss zu meistern." Realschuldirektorin Monika Hild sprach von einem besonderen Schuljahr: "Ihr seid es, die sich mit viel Energie, vor allem aber mit einem hohen Maß an Selbstdisziplin in den Phasen des Fernunterrichts auf die Abschlussprüfung vorbereiten mussten." Und was den Erfolg angeht, verwies Schulleiterin Hild an Worte von Mark Twain: "Ständig begegnen uns großartige Chancen, die sich als scheinbar unlösbare Probleme tarnen." Gerade die letzten Monate bewiesen, dass Krisen und Herausforderungen auch Chancen für Neuansätze sein können: "Nach dem Moment der Schockstarre des 13. März 2020, als die Schulschließung öffentlich wurde und fälschlicherweise als ‚Coronaferien‘ bezeichnet wurde, standet ihr vielleicht im ersten Moment vor einem scheinbar unlösbaren Problem: Was wird aus meiner Prüfung? Dann aber wart ihr gefordert, eure Prüfungsvorbereitung - mehr als bisher gewohnt - selbst zu verantworten. Es lag einzig an euch, ob ihr die Angebote eurer Lehrkräfte annahmt und zu Hause lernt. So mancher innerer Schweinehund hat rebelliert - das wissen wir. Der heutige Tag zeigt: Er wurde erfolgreich besiegt."

Monika Hild dankte den Eltern, dass sie ihre Kinder in den besonders herausfordernden Zeiten des sogenannten Homeschoolings tatkräftig unterstützt haben, dass sie so manche pubertär bedingte und hartnäckige Abwehrhaltung unterdrückt haben, dass sie den schulfernen Tagen trotz sicherlich vielfältiger eigener Belastungen die Struktur gegeben haben, die sonst über Unterricht und Hausaufgaben den Prüfungsendspurt kennzeichneten.

Mit dem 27. April begann ein Schulalltag, der den Routinen der bisherigen Realschulzeit völlig widersprach, denn es musste der gewohnte Klassenverband aufgelöst werden. "Euch das Miteinanderleben wegnehmen, auf das wir in all den Jahren so viel Wert gelegt haben, den Klassen 10c und 10d sogar die ersehnte Abschlussfahrt." Die Klassenteilung hatte nach den Worten von Schulleiterin Monika Hild ihre Vorteile, denn noch nie fand eine Prüfungsvorbereitung mit einem derart großen Maß an Individualisierung statt. In einer Kleingruppe von maximal 15 Schülerinnen und Schülern konnte sich niemand verstecken. Hild: "Das war die noch nie dagewesene Chance, sieben Wochen gewinnbringend und zielführend zu nutzen."

Monika Hild dankte besonders den Lehrkräften für das außergewöhnliche Engagement, das ihnen in diesem Schuljahr abverlangt wurde. Arbeit am Limit sei das gewesen, die aber, wie Hild betonte, in der breiten Öffentlichkeit nicht diskutiert und gewürdigt wurde: "Schade, denn Bildung ist ein hohes Gut und steht und fällt mit der engagierten Lehrkraft, auch im digitalen Zeitalter und zu Zeiten des Fernunterrichts." Die Schulleiterin zeigte sich erst recht in diesem Schuljahr dankbar für eine hervorragende kollegiale Zusammenarbeit: "Eine erfolgreiche Schule ist nicht das Werk eines Einzelnen, sondern eines Teams, das zum Wohle der Kinder und Jugendlichen an einem Strang zieht, erst recht in turbulenten Zeiten."

Das Anliegen der Schule war es, wie Monika Hild weiter ausführte, den Schülern der Abschlussklassen Halt und Orientierung anzubieten, aber auch Werte aufzuzeigen wie Leistungsbereitschaft, Teamgeist, Belastbarkeit und auch die Selbstdisziplin zu fördern: "Euch fit und reflexionsfähig zu machen für die herausfordernde Zukunft, das war unser Anliegen während der gesamten Schulzeit. Nehmt eure Zukunft mutig und selbstbewusst in die Hand. Gestaltet euer Leben von nun an mit gelassener Eigenverantwortlichkeit und im Sinne eines gesellschaftlich verantworteten Miteinanders, das ihr in den letzten Wochen auch über Abstandswahrung und Maskenpflicht bereits gezeigt habt." Abschließend appellierte die Schulleiterin daran, im weiteren Leben jedes scheinbar unlösbare Problem in eine großartige Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu verwandeln: "Sagt nicht: Ja, aber diese Situation ist schwierig, sondern sagt: Ja, und. Was mache ich aus dieser Situation."

Landrat Klaus Peter Söllner würdigte die Arbeit der Lehrkräfte und das Krisenmanagement der Schulleitung. Er beglückwünschte die Absolventinnen und Absolventen einer herausragenden und qualitätsvollen Schule zum guten Abschluss und outete sich als ein Fan dieser Schule: "Sie alle haben einen ersten und ganz persönlichen Schritt in die Zukunft gemacht." Weitere Worte sprachen die Schülersprecher und die Klasslehrer der jeweiligen Abschlussklassen.

Konrektor Matthias Höhn verabschiedete mit Sportlehrer Jürgen Hoffmann die "gute Seele" der Carl-von-Linde-Realschule, der nach 40 Jahren im aktiven Schuldienst in den Ruhestand geht.

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