Kulmbach Abriss der Brandruine hat begonnen

Rund 14 Monate nach dem Großbrand in der Freizeithalle im Goldenen Feld haben jetzt die Abrissarbeiten begonnen. Vorerst soll es zumindest nach dem Willen der Feuerversicherung nur einen teilweisen Abriss geben. Der Besitzer der Anlage bezweifelt allerdings, dass an dem Gebäude noch etwas zu retten ist. Foto: Melitta Burger

Mehr als ein Jahr hat sich nichts getan an der ausgebrannten Freizeithalle im Goldenen Feld. Jetzt hat die Versicherung ein Spezialunternehmen mit einem Teilabriss beauftragt.

 
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Beginn zog sich hin: Der Fortgang dieses Verfahrens ist nicht das einzige, das sich hinschleppt. Fast 14 Monate sind seit dem verheerenden Feuer vergangen. So lange stand die Brandruine unberührt. Seit Mittwochmorgen tut sich etwas: Das Gelände ist wieder durch einen hohen Bauzaun gesichert. Eine Spezialfirma hat jetzt damit begonnen, das innen völlig ausgebrannte Gebäude teilweise abzureißen. Die Mitarbeiter des aus Baden Württemberg stammenden Spezialunternehmens tragen Schutzkleidung und Atemmasken bei ihrer Arbeit. Für dieses Aufgabenfeld gibt es sogar gesetzliche Verordnungen. "Sanierung und Arbeiten in kontaminiertem Bereichen" ist der Überbegriff.

Stinkende "Strafarbeit": Warum dieser besondere Schutz für die Mitarbeiter nötig ist, kann man selbst aus der Entfernung riechen. Trotz der langen Zeit, die inzwischen vergangen ist und trotz der Tatsache, dass das Dach des Gebäudes teilweise offen war, hat sich der beißende Rauchgeruch keineswegs verflüchtigt. "Das stinkt ja zum Himmel", kommentiert ein Passant im Vorübergehen und verzieht das Gesicht. Mit den Menschen, die jetzt in dem völlig verrußten Gebäude arbeiten müssen, wolle er nicht tauschen, sagt der Mann und spricht von "Strafarbeit".

Geschäft ruht seit einem Jahr: Ali Nassyrov ist der Eigentümer der Freizeithalle. Er hat großes Interesse daran, dass er seine Immobilie bald wieder nutzen kann. 2009 habe er das Freizeitcenter mit unter anderem einer Bowlingbahn, einem Indoor-Spielplatz für Kinder und einer Billard-Lounge eröffnet. Fast zehn Jahre lang habe er ein Geschäft aufgebaut, das jetzt schon ein Jahr nicht arbeiten konnte, sagt er. Nassyrov befürchtet, dass es durchaus noch länger dauern kann, bis der Betrieb am Goldenen Feld wieder startet. Nach so langer Zeit, ist er sicher, sei das Geschäft tot. Er müsse wieder ganz von vorne anfangen.

Teilabriss sinnvoll? Doch das ist nicht das einzige, das dem Eigentümer der Immobilie Sorgen bereitet. Auch Nassyrov hat Zweifel, ob ein Teilabriss des Objekts sinnvoll ist. Das sei aber von der Versicherung so gewollt. "Die Versicherung versucht, den Geruch beseitigen zu lassen. Ob das klappt, ist für mich eine große Frage." Auch wenn er es lieber anders gehandhabt hätte, seien ihm die Hände gebunden, sagt Nassyrov. Die Versicherung bestehe darauf, zunächst nur Teile abzutragen und dann die Restsubstanz darauf zu untersuchen, ob sie noch tragfähig ist. Natürlich weiß auch der in Bayreuth lebende Unternehmer, wie intensiv der Gestank noch ist, der in dem Gebäude haftet. "Aber mir sind die Hände gebunden."

Gutachten fressen Zeit: Der Abriss eines ausgebrannten Gebäudes ist nicht einfach. Chemische Analysen müssen gemacht, Entsorgungskonzepte erstellt, die Statik muss untersucht und letztlich müssen auch Behörden eingebunden werden. Unmittelbar vor dem Beginn der Bauarbeiten habe er mit der beauftragten Firma gesprochen, berichtet der Eigentümer. Er rechnet mit einer Bauzeit von einem bis zwei Monaten. "Das ist dann aber erst der erste Schritt. Danach muss ein Gutachten über die Restsubstanz erstellt werden." Erst dann werde entschieden, wie es weitergeht. Ali Nassyrov wartet schon lange darauf, dass der Abriss endlich losgeht. Schon mehrfach sei der Start verschoben worden, berichtet er. Unter anderem, weil noch ein Gutachten abgewartet werden musste, habe es mit dem erhofften Abrissbeginn im April nicht geklappt. Wenn es nach Ali Nassyrov ginge, würde das gesamte Gebäude bereits abgerissen sein.

Hoher Schaden: Das Feuer in dem Freizeitcenter hat unter anderem wegen des hohen Schadens von geschätzten drei Millionen Euro Schlagzeilen gemacht. Nur wenige Wochen nach dem Brand gab die Polizei, die sich für die Klärung der Ursache Hilfe vom Landeskriminalamt geholt und auch einen Brandmittelspürhund eingesetzt hatte, bekannt, dass sich der Verdacht auf Brandstiftung erhärtet habe. Dass bei diesem Feuer jemand nachgeholfen haben könnte, hatten Feuerwehrleute schon am Einsatzort vermutet. Von mehreren Brandherden und dem Einsatz von Brandbeschleunigern war damals gesprochen worden.

Pächter im Visier: Der 37-jährige Pächter der Anlage geriet schnell ins Visier der Ermittler. Ein 28-jähriger Mann, der in dem Center gearbeitet hatte, soll ihm geholfen haben. Als Motiv geht die Staatsanwaltschaft von Betrug und Versicherungsmissbrauch aus. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft habe der Pächter den Betriebsausfall und auch die ihm gehörenden Einrichtungsteile versichert. Wie aus Ermittlerkreisen bekannt wurde, soll der Pächter bei einer Vernehmung durch die Polizei sogar ein Geständnis abgelegt haben. Das allerdings sei zwischenzeitlich widerrufen worden, nachdem der Mann sich anwaltlich vertreten ließ.

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