Kulmbach/Bayreuth Corona leert Tierheim-Kassen

Peter Rauscher
Max Göpel mit Hund Sharpi, einem von vielen herrenlosen Tieren im Tierheim Bayreuth. Die Corona-Krise hat den Helfern einiges abverlangt. Foto: Harbach

Die Schließung der Einrichtungen in Kulmbach und Bayreuth haben zu Einnahmeausfällen geführt. Eine Tierabgabe nur für Krisenzeiten kommt dennoch nicht in Frage.

 
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Kulmbach/Bayreuth - Die Corona-Krise hat auch die Tierheime in der Region getroffen. Ausgerechnet in den Zeiten, in denen viele Menschen isoliert waren, mussten auch die Tierheime schließen. Ehrenamtliche Helfer fielen aus, wichtige Einnahmequellen versiegten.

Appell: Katzen kastrieren

Viele wild lebende Katzen kommen ins Bayreuther Tierheim, allein 2019 wurden 180 Tiere aufgenommen, viele krank und unkastriert. Das Tierheim Bayreuth, die Stadt Bayreuth und der Landkreis haben deshalb wie jedes Jahr eine Katzenkastrationsaktion für verwilderte Katzen gestartet. Bis zu 33 Nachkommen könne eine unkastrierte Katze im Jahr bekommen, heißt es auf der Homepage. Um die unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern, können die Tiere nach Absprache mit dem Tierheim kostenlos kastriert werden, soweit die Berechtigungsscheine reichen - derzeit gibt es nur noch welche für die Stadt. Diese Scheine und falls nötig Lebendfallen können beim Tierheim Bayreuth abgeholt werden. Das Tierheim Kulmbach bittet um Spenden, um die Kastration verwilderter Katzen bezahlen zu können.

Mit einem "gezielten Sparkurs" kam das Tierheim Bayreuth bislang durch die Krise, sagt Karin Stanzel, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Der war nötig, obwohl der Freistaat Bayern auf Initiative von Schatzmeister Oliver Pichl 9000 Euro Soforthilfe zahlte. "Wir mussten komplett zumachen." Die Folge der Schließung im März: zunächst keine Vermittlungen herrenloser Tiere und keine Besuche mehr. Und der monatliche Flohmarkt und das Sommerfest fielen aus, wodurch wichtige Einnahmen und Spenden fehlten. Gleichzeitig seien die Ausgaben aber gleich geblieben für Gebäude, Futter und die Beschäftigten, drei Ganztagskräfte, eine Bürokraft und Minijobber. "Aber wir haben niemanden entlassen, es gab auch keine Kurzarbeit", sagt Stanzel. Außerdem wurden Tiere in Not immer aufgenommen.

Im Gegenteil: Die Arbeitsbelastung der hauptamtlichen Mitarbeiter sei deutlich gestiegen. Sie mussten die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer, die sonst regelmäßig zum Beispiel Hunde ausführen und sich um Katzen kümmern, mit übernehmen. "Sie haben sich große Mühe gegeben, die Tiere sind immer sehr gut versorgt worden. Für die Hunde haben sie draußen einen Agility-Park aufgebaut, damit sie auch geistig beschäftigt sind", sagt Stanzel. Für die Katzen gibt es ohnehin Außengehege mit Sitz- und Beobachtungsmöglichkeiten. Reparaturen und andere Ausgaben seien dafür in der Zeit unterblieben.

Mittlerweile hat das Tierheim in Absprache mit dem Veterinäramt die Corona-Auflagen gelockert. Gassi-Geher können nach telefonischer Voranmeldung wieder Hunde ausführen. Zwei Interessenten gleichzeitig können sich im Katzengang umschauen, zusätzlich dürfen zwei Katzenstreichler pro Besuchstag jeweils ein Zimmer besuchen und zwei Personen ins Kleintierzimmer - immer mit Maske, Händedesinfektion und Mindestabstand. Die Sicherheitsauflagen und die damit verbundene Bürokratie verursachen einen hohen Arbeitsaufwand, sagt Stanzel. Immerhin: Die Tiervermittlungen laufen wieder an. Unter anderem 25 Hunde und rund 40 Katzen betreut das Tierheim Bayreuth gerade.

Einen "Ansturm von Menschen" auf Tierheime, wie er aus deutschen Großstädten gemeldet wurde, wo sich vereinsamte Menschen in der Corona-Zeit tierische Begleiter suchten, gab es in Bayreuth nicht. Anders im Tierheim Kulmbach. "Wir hatten viele telefonische Anfragen von Menschen, die gern ein Tier gehabt hätten", sagt Leiterin Carina Wittmann. Aber, da ist sie sich mit Karin Stanzel einig: "Wir hätten kein Tier nur für ein paar Wochen vermittelt. Wenn Menschen das Tier nicht für immer behalten wollen, macht es keinen Sinn. Wir suchen für alle Tiere ein Zuhause für immer."

Auch das Tierheim des Kulmbacher Tierschutzvereins, das in Heinersreuth bei Ködnitz steht, ist mit derzeit sieben Hunden, rund 50 Katzen und zehn Nagern für den allgemeinen Publikumsverkehr immer noch geschlossen. "Wir haben sehr enge Gänge, da kann man Sicherheitsabstände kaum einhalten", sagt Wittmann. Nur Ehrenamtliche, die schon seit Langem dabei sind, werden eingesetzt. Zwei Gassigeher und vier Katzenstreichler pro Abend sind möglich.

Auch in Kulmbach mussten die zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte die Mehrarbeit auffangen, der Schichtplan wurde umgearbeitet. Der Wegfall von Besuchern und Geldspenden sowie des beliebten monatlichen Flohmarkts machte sich auch in Ködnitz bemerkbar. Die Regale wurden immer voller, die Kassen leerer. Deshalb bietet das Tierheim Flohmarktartikel auf seiner Facebookseite an: Kissen, Schlafsack, Kaffeemaschine oder Popcorn-Maschine: Alles für Hund und Katz‘.

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