Kulmbach Da beißt die Maus keinen Faden ab

Hermann Müller

Das kleine Nagetier taucht in vielen Redensarten auf, die auch hierzulande geläufig sind. Und selbst in der Skulptur des Hans von Kulmbach hat es sich versteckt.

 
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Im Mantelsaum von Hans Süß versteckt sich eine Maus. Foto: Hermann Müller/Archiv Quelle: Unbekannt

Kulmbach - Als der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck im Jahr 1937 seinen Roman "Von Mäusen und Menschen" veröffentlichte, hat er vielen die Beziehung dieses kleinen Nagers zu den Menschen bewusst gemacht. Von Hunden und Katzen weiß man, dass sie dem Menschen gerne gefolgt sind, weil das Leben für sie meist einfacher war. Bei Mäusen verhält es sich kaum anders. Sie folgen auch heute noch gerne den Menschen, sogar bis in ihre Häuser und leben dort oft eine ganze Weile mit dem Luxus einer wohlgefüllten Speisekammer.

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Zieht die Maus allerdings in eine Kirche ein, so gibt es dort natürlich keine Vorräte und sie ist eine "arme Kirchenmaus". Um Mäuse gibt es eine stattliche Anzahl an Geschichten und Redensarten. "Da beißt die Maus keinen Faden ab" - diese Redensart verwenden wir gerne, wenn eine Sache unabänderlich erscheint. Über die Herkunft dieses Ausspruchs gibt es unterschiedliche Deutungsvarianten. Häufig wird der Ursprung in der Fabel "Der Löwe und das Mäuschen" gesehen. Ein Löwe geht in eine Falle und wäre jämmerlich umgekommen, wenn nicht eine Maus das Netz durchgebissen hätte. Andere Deutungen gehen davon aus, dass Schneider ihren Kunden einst die "mäusesichere" Aufbewahrung ihrer Stoffe garantieren wollten, dass an Fäden unter der Decke aufgehängte Lebensmittel vor Mäusen sicher seien, oder Mäuse einen Faden durchbeißen mussten, damit die Falle zuschnappte.

Vielleicht lässt sich aber die Herkunft auch auf eine Legende um die Heilige Gertrud von Nivelles zurückführen. Sie war unter anderem die Schutzpatronin gegen Mäuse- und Rattenplagen. Eine Maus soll die Heilige laut Erzählungen dadurch geneckt haben, dass sie ihr mehrfach den Faden beim Spinnen durchgebissen hat.

Und in gewisser Weise hat man der Maus in Kulmbach sogar ein Denkmal gesetzt. Nämlich als der Rotary-Club am 10. Oktober 2001 feierlich die Skulptur des Malers Hans Süß am Kulmbacher Marktplatz enthüllte. Hans Süß, der wahrscheinlich 1476 in Kulmbach geboren wurde, hat seine Heimatstadt im Alter von etwa 15 Jahren verlassen, um bei verschiedenen Meistern in Nürnberg die Malerei zu erlernen. Eine Zeit lang hat er mit Albrecht Dürer eine Werkstattgemeinschaft gebildet.

Seine Wanderung führte ihn schließlich auch nach Schlesien, wo er die Predella - einen Sockel, der das eigentliche Altarbild trägt - des Marienaltars in Krakau malte, die von dem damaligen Leiter des Landschaftmuseums Obermain, Wolfgang Mössner, im Auftrag des Vereins Freunde der Plassenburg und der Stadt Kulmbach bei einer Auktion in London ersteigert wurde und heute ein wichtiges Exponat der Städtischen Museen auf der Plassenburg ist. Gestorben ist Hans von Kulmbach übrigens im Jahr 1522 in Nürnberg. 2022 ist es also 500 Jahre her, dass der für Kulmbach so bedeutende Künstler gestorben ist, und schon jetzt laufen Überlegungen, wie man dieses Gedenkjahr entsprechend würdigen kann.

Engelbert Süß, ein Künstler aus Pfreimd in der Oberpfalz, hat die Skulptur geschaffen. Die Namensgleichheit mit dem Kulmbacher Maler ist übrigens rein zufällig. Gegossen wurde das insgesamt rund 80 000 Mark teure Denkmal von der Firma Gugg in Straubing. Engelbert Süß hat gegenüber dem, von vielen als unangenehm empfundenen, kleinen Nager eine gewisse Wertschätzung entwickelt und versteckt häufig in seinen Kunstwerken eine kleine Maus.

Selbst viele Kulmbacher haben noch nicht bemerkt, dass eine vorwitzige kleine Maus aus dem Mantelsaum der Statue hervorlugt. Wenn man ihr mit dem Finger über die Nase streichelt, so sagt man, soll das Glück bringen. Sicher ist das zwar nicht, aber "wer’s glaubt, wird selig". Dass die Pinsel, die Hans Süß in der linken Hand hielt, inzwischen verschwunden sind, dafür kann die kleine Maus nichts. Die haben leider bereits kurz nach der Aufstellung des Denkmals Kunstbanausen einfach abgebrochen.