Kulmbach - Der Streifen ist nur 22 Minuten lang, und dennoch geht er weit über das hinaus, was die meisten Menschen ertragen können. Die gezeigten Aufnahmen verursachen Würgekrämpfe: bis zum Skelett abgemagerte KZ-Häftlinge, gepeinigte Gesichter, Todkranke aus Haut und Knochen, die den Befreiern zuwinken. Die Kamera fährt über Leichenberge, zeigt vergaste, verhungerte, erschossene, im Stacheldrahtgeflecht der Starkstromleitungen hängende Menschen. Bulldozer kommen ins Bild, die Berge von Leichen in ausgehobene Gruben schieben. Verbrennungsöfen mit verkohlten, halbverwesten Opfern mit aufgerissenen Münden und toten Augen, die den Betrachter anstarren. Man sieht die Seziertische, an denen KZ-Ärzte ihre Menschenversuche mit Fleckfieber, Malariaerregern und Gasbrand durchgeführt haben. Es folgen Berge von Kleidungsstücken, von Brillen, von Schmuck, von Gebissen, aus denen das Zahngold gebrochen worden ist. Die Bilder folgen im Stakkato-Rhythmus in unglaublich rasantem Tempo. Ein sachlich wirkender Sprecher kommentiert sie. Es gibt keinen Film, der das, wozu Menschen fähig sind, grauenvoller zum Ausdruck gebracht hätte. Nicht wenige der damaligen Besucher, die vielleicht von Deportationen gehört oder sie auch beobachtet hatten, ohne das Ausmaß der Vernichtung zu ahnen, sind zusammengebrochen. Einer davon ist der damals 16-jährige Kulmbacher Hans Nützel (siehe Interview).