Kulmbach Entsetzen über Bluttat

Mitglieder der türkischen Gemeinde in Kulmbach sind erschüttert über die Morde von Hanau. Verantwortlich für den wachsenden Rassismus in Deutschland sei die Hetzpolitik.

 
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Kulmbach - Das Entsetzen über die Bluttat in Hanau ist auch in Kulmbach groß. Die Bundesanwaltschaft geht von einem Anschlag mit rassistischem Hintergrund aus. Das erschreckt auch in Kulmbach besonders die Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Serkan Uzun, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Kulmbach, ist erschüttert über das, was am Mittwochabend in Hanau geschehen ist: "Das ist furchtbar. Ich bin sprachlos. Wir können nun nur hoffen, das so etwas nie wieder passiert." Wie es zu rassistischen Gewalttaten kommt, ist für den selbstständigen Handwerker klar: "Durch Hetzpolitik werden Ausländer und Migranten zur Zielscheibe gemacht."

Dabei wäre es eigentlich leicht, die Ängste, die vorhanden sind, abzubauen, sagt Serkan Uzun. "Wir müssten einfach mehr kommunizieren und die Leute sollten sich gegenseitig kennenlernen. Dann kommt der Hass erst gar nicht auf. Wenn man einen Menschen kennt, ist das anders."

Doch auch denen, die Hass schüren, sollte Einhalt geboten werden. Er verfolge mit Entsetzen das Verhalten des Kulmbacher AfD-OB-Kandidaten Hagen Hartmann, der immer wieder ausländerfeindliche Äußerungen tätige. Er verstehe diese Angriffe nicht, besonders verstehe er nicht, warum sich der AfD-Kandidat so vehement gegen den Bau einer Moschee in Kulmbach ausspreche. "Wir sind seit 30 Jahren an der selben Stelle und planen keinen Moschee-Bau. Das Thema ist noch nie konkret angesprochen worden. Wir missionieren nicht und haben noch keinem was getan."

Auch Ayhan Mazioglu, ebenfalls Mitglied der türkischen Gemeinde, ist geschockt über die schlimmen Nachrichten aus Hanau. "Das ist schlimm, dass es in Deutschland so weit gekommen ist." Überrascht habe es ihn aber nicht, sagt der 51-Jährige, der seit 1979 in Deutschland lebt und seit 22 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Mazioglu war am Freitag einer von rund 1000 Menschen, die auf dem EKU-Platz gegen eine Veranstaltung der AfD demonstriert haben. Er sei erschreckt gewesen, wie provokant sich die AfD-Leute den Demonstranten gegenüber verhalten haben. "Die fühlen sich jetzt stark."

In seiner langen Zeit in Deutschland habe er auch die Anfänge der Republikaner miterlebt. "Aber das war noch ganz anders, die AfD ist anders. Die macht schon Angst. Was ich am Freitag gesehen habe, ist erschreckend. Das Selbstbewusstsein, mit dem die AfD-Leute aufgetreten sind, hat mich sehr nachdenklich gemacht."

Ein junger Mann mit deutschem Pass seit seiner Geburt und Eltern mit türkischer Abstammung will seinen Namen nicht nennen. "Ich weiß, dass das feige ist", sagt er. Er bittet aber um Verständnis, dass er sich angesichts von immer öfter offen gezeigtem Hass gegenüber Menschen ohne deutsche Wurzeln lieber bedeckt halten will. "Es reicht mir schon, wenn ich jeden Tag erlebe, wie ich angeschaut werde." Das war nicht immer so in Kulmbach. Aber offenbar kommt das jetzt auf." Auch er macht die ausländerfeindlichen Parolen der AfD verantwortlich für den Stimmungsumschwung.

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