Kulmbach Gesundheitsamt im Krisenmodus

16 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes haben den ganzen Sonntag Kontaktpersonen ermittelt. Die Behörde arbeitet auf "Anschlag". Der Landrat spricht von einer kritischen Situation.

 
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Kulmbach - Nach der ersten heißen Phase im Frühjahr war den Mitarbeitern des Kulmbacher Gesundheitsamts im Sommer nur eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Jetzt sieht es für das Team so aus, als müssten Pausen künftig flachfallen: Allein am Sonntag, berichtet Oliver Hempfling vom Kulmbacher Landratsamt, waren 16 Personen im Gesundheitsamt dabei, die Kontaktpersonen zu den vielen neu bekanntgewordenen Fällen zu ermitteln. Bis in den späten Abend war das Team tätig. Nicht weniger zu tun hatte auch die Koordinierungsgruppe Corona am Kulmbacher Landratsamt. Stundenlang war das sechsköpfige Krisenteam unter Leitung von Landrat Klaus Peter Söllner ebenfalls bis in den Abend damit beschäftigt, alles in die Wege zu leiten, was in der Corona-Warnstufe Rot nötig ist.

Die Lage spitzt sich immer weiter zu: Allein am Sonntag wurden, wie das Landratsamt gegen 17 Uhr mitteilte, 29 weitere positive Coronavirus-Fälle im Landkreis Kulmbach bestätigt. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen COVID-19-Infektionen beträgt damit, Stand Sonntag, 15 Uhr, 412 . Von diesen Fällen gelten inzwischen 336 wieder als genesen. Unter Berücksichtigung der 11 bislang im Landkreis Verstorbenen liegt die Anzahl der aktuell im Landkreis infizierten Personen bei 65. Von den Infizierten aus dem Landkreis Kulmbach benötigt derzeit niemand eine Behandlung im Krankenhaus. Allerdings befinden sich laut Landratsamt derzeit drei Personen, die nicht in Kulmbach zu Hause sind, in stationärer Behandlung am Klinikum Kulmbach. Die gute Nachricht: Keine diese Personen muss derzeit intensivmedizinisch behandelt werden.

Von den aktiv Infizierten fallen 63 Fälle in die vergangenen sieben Tage. Der aktuelle 7-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohner für den Landkreis Kulmbach beträgt demnach 88,03. Und ein am Freitag festgestellter Rekordwert hat sich nochmals deutlich erhöht: Einschließlich der aktuell infizierten Personen befinden sich derzeit mehr als 700 Landkreisbürger in Quarantäne.

Der Landkreis Kulmbach musste am Sonntag, wie in vielen Landkreisen bayernweit zuvor, ebenfalls die Ampel auf Rot stellen. "Entgegen der letzten Woche, in der man noch eine glimpfliche Situation verzeichnen konnte, haben wir nun leider auch die Marke der 50er-Inzidenz überschritten. Waren wir heute Morgen noch im Bereich der Vorwarnstufe von 35, sind wir leider nun - mit erstmalig 29 Fällen an nur einem Tag - dem entsprechendem Trend in ganz Oberfranken gefolgt", berichtet Landrat Klaus Peter Söllner, der zusammen mit der Koordinierungsgruppe Corona tagte. "Die derzeitige Lage ist als kritisch zu betrachten. Darum lässt sich nur weiterhin an die Bevölkerung des Landkreises Kulmbach appellieren, alles dafür zu tun, um den Schutz jedes Einzelnen zu gewährleisten. Die AHAL-Regeln - Abstand halten, Hygienemaßnahmen beachten, Alltagsmaske tragen und vor allem Lüften sind grundlegende Maßnahmen im Kampf gegen das Virus, um ähnlich dramatische Entwicklungen wie in anderen Landkreise zu vermeiden", betont Söllner weiter.

"Alle Fälle sind, anders als beim letzten großen Ausbruchsgeschehen im September, keinem Cluster zuzuordnen und im Landkreis breit gefächert. Das aktuelle Infektionsgeschehen im Landkreis Kulmbach lässt sich auf keine signifikanten Infektionsherde zurückführen", berichtet Dr. Camelia Fiedler, die Amtsärztin am Staatlichen Gesundheitsamt. "Die Haus- und Fachärzte der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) unterstützen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei Abstrichen, aber auch bei der Behandlung symptomatischer Patienten. Mittlerweile existieren Konzepte, die einen nicht reibungslosen, jedoch machbaren Weg ermöglichen, allen Landkreisbürgen die nötige ärztliche Versorgung zukommen zu lassen", betont Dr. Heinrich Behrens, Koordinationsarzt der KVB. "Der Anstieg und die regionale Verteilung der Infektionszahlen könnten ein Indiz dafür sein, dass die bestehenden Regelungen bisher noch nicht in dem Ausmaß befolgt wurden, dass sich das positiv auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt hätte", sagt Oliver Hempfling vom Landratsamt. Die Regelungen, die im Zusammenhang mit der "Rot-Schaltung" der Ampel nun laut Gesetz von Montag an gelten, sollten daher ab sofort befolgt werden.

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