Kulmbach Kulmbach wird für einen Tag zur Filmstadt

Rainer Unger
Premiere im Cineplex: Die beiden Kulmbacher Janosch Asen (links) und Markus Schröder laden für den 6. September erstmals zum Kurzfilmfestival "Maindance" ein. Foto: Rainer Unger

Kinofans kommen am 6. September im Cineplex auf ihre Kosten. Dort geht an diesem Tag das Kurzfilmfestival "Maindance" über die Bühne. Und das bei freiem Eintritt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Ein Hauch von Cannes weht im September über der Bierstadt: Das Kurzfilmfestival "Maindance" findet am Sonntag, 6. September, um 11 Uhr im Rahmen von Spinnalto im Cineplex Kulmbach statt. Die beiden Kulmbacher Markus Schröder und Janosch Asen, die beide lange Jahre im Ausland zugebracht haben, haben diese Veranstaltung initiiert. Zu sehen sind vier Filme mit einer Länge von zehn bis 20 Minuten von drei Filmemachern - darunter einer von Markus Schröder selbst.

Markus Schröder lebte ab 2006 mehrere Jahre in Argentinien und anschließend zehn Jahre in London. Er drehte zunächst Werbefilme und Musikvideos, bevor er sich mehr und mehr für Dokumentationen begeisterte. Janosch Asen studierte Film- und Theaterwissenschaft und lebte jeweils sieben Jahre zunächst in Hildesheim bei Hannover und danach in Berlin. Wie Markus Schröder kehrte auch er nach Kulmbach zurück und beide trafen sich auf einer Fridays-for-Future-Demonstration im Sommer 2019, bei der sie ins Gespräch kamen. Da sich beide Blockbuster nicht so gerne ansehen und es in Kulmbach kein Programmkino gibt, kamen sie Ende des vergangenen Jahres auf die Idee, ein Festival zu veranstalten. Dabei sollten an mehreren Abenden jeweils zu einem anderen Thema Dokumentar-Kurzfilme gezeigt werden. Die Corona-Pandemie machte den Plan allerdings zunichte. Sie hoffen aber, ihn 2021 realisieren zu können.

Als sie von Spinnalto hörten, kontaktierten sie vor einigen Wochen Rüdiger Baumann, um zumindest an einem Tag ein Festival durchzuführen. Mit dem Initiator von Spinnalto besprachen sie ihr Vorhaben. Ursprünglich hatten sie dabei an die Spinnerei als Veranstaltungsort gedacht, die Idee wegen der Corona-Auflagen aber wieder fallen gelassen. Sie wandten sich deswegen an den Theaterleiter des Cineplex Kulmbach, Werner Kampe, der von dem Projekt augenblicklich begeistert war. Dass die Filme nun in einem richtigen Kino laufen, freut die beiden natürlich umso mehr. "Alle vier Filme sind super hochwertig produziert, es geht bei ihnen um soziale Themen, und ich habe sie mir aus meinem Freundeskreis geholt", verrät Markus Schröder. Folgende Filme werden im Cineplex zu sehen sein:

Mind Mending: In seinem eigenen Kurzfilm "Mind Mending" geht es um einen jungen Portugiesen, der in einer Band spielt und einen Schlaganfall erleidet. Er überlebt ihn zwar, erleidet aber eine bipolare Störung und kann sich unter anderem kaum noch verständlich ausdrücken. Um seine Heilung voranzutreiben, geht er zu Rock-Festivals. Weil er wegen seiner Sprachprobleme für betrunken gehalten wird, entschließt er sich, die Konzerte als Hase verkleidet zu besuchen. Markus Schröder war in den vergangenen beiden Jahren mit dem jungen Mann unterwegs und drehte mit ihm bei Rock-Festivals in London, Spanien, Portugal und den USA.

Box: Matthew Barton aus England hat die Dokumentation "Box" im Flüchtlingscamp in Calais gedreht, kurz bevor es geräumt wurde. Dort gab es ein improvisiertes Boxcamp, das zur Aggressionsbewältigung der Menschen, die dort untergebracht waren, diente. Laut Markus Schröder hat Matthew Barton die Stimmung in dem Camp hervorragend eingefangen.

Kamali: Sasha Rainbow aus Neuseeland, die Markus Schröder wie Matthew Barton aus London kennt, steuert gleich zwei Beiträge zu dem Festival bei. In "Kamali" lernt ein kleines Mädchen in Indien entgegen den konservativen Vorstellungen der Gesellschaft, in der sie lebt, zu skateboarden. Dabei zeigt sie auch die Geschlechterrollen in Indien auf. "Sie war mit dem Film sehr erfolgreich auf Festivals und hat diverse Preise abgeräumt. Unter anderem war sie für den Bafta (British Academy of Film and Television Arts), den man vom Stellenwert vielleicht als britischen Oscar bezeichnen kann, nominiert", unterrichtet Markus Schröder.

Kofi & Lartey: Den Film "Kofi & Lartey" drehte Sasha Rainbow in dem Slum Agbogbloshie in Ghanas Hauptstadt Accra, wo Europas Elektromüll landet. Die beiden kleinen Jungs Kofi und Lartey machen dort ein Filmprojekt, was wiederum von Sasha Rainbow festgehalten wird. "Für mich ist der Film visuell am beeindruckendsten. Die Leute verbrennen da alles, ob Kabel oder Autoreifen", führt Markus Schröder zum Hintergrund auf.

Anmeldung erbeten: Werner Kampe bittet Interessierte wegen der Corona-Auflagen um rechtzeitige Anmeldung, damit er die Plätze für sie reservieren kann. Sie können ihn unter Telefon 09221/4649 erreichen. Natürlich können auch Leute ohne Reservierung an dem Vormittag vorbeikommen und versuchen, eine Karte zu ergattern. Der Eintritt ist frei, jeder kann aber in einem "Gurkenglas" einen Betrag beisteuern. Kampe wünscht sich im September ein "Berliner Niveau", wie er es nennt. "Da muss zwischen Leuten, die nicht zusammengehören, nur ein Platz frei sein und nicht drei Plätze wie in Bayern. Und es muss auch nicht jede zweite Reihe komplett frei gehalten werden", erklärt er.

Je nach Corona-Situation könnte es nach den Filmen ein Podiumsgespräch mit Zuschauern geben, ergänzt Markus Schröder. Dazu könnten eventuell Matthew Barton und David Higgs, der drei der vier Filme geschnitten hat, anreisen.

Bilder