Kulmbach Spielregeln für Herr und Hund

Von Gabriele Fölsche
Auf Tuchfühlung gingen in der Stadtsteinacher Flur Jäger Armin Koenen (rechts im Vordergrund) und Hundehalter mit ihren Vierbeinern. Foto: Fölsche Quelle: Unbekannt

Herrchen und Frauchen informieren sich während eines Spaziergangs mit Jäger Armin Koenen über das richtige Verhalten im Wald. Achtsamkeit schützt alle Vierbeiner - ob Wild- oder Haustier.

 
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Stadtsteinach - Jäger und Hundebesitzer sprechen zwar die gleich Sprache, haben aber trotzdem manchmal Verständigungsprobleme. Das basiert oftmals auf der Unbedarftheit, die Hundehalter beim Spaziergang an den Tag legen. Das wiederum ruft den Jäger auf den Plan. Es gibt wohl kaum einen Hundehalter, der noch nicht mit einem Weidmann aneinander geraten ist - bisweilen gerechtfertigt, bisweilen nicht. Die Gruppe "Hundepower auf 4 Pfoten" aus Neuenmarkt traf sich deshalb mit dem Stadtsteinacher Jäger Armin Koenen zum gemeinsamen "Gassigehen", um Vorurteile auszuräumen und Grundsätzliches über das Verhalten mit dem Hund in Wald und Flur zu erfahren.

14 Zwei- und 17 Vierbeiner erwarteten Armin Koenen auf dem Parkplatz vor dem Stadtsteinacher Freibad. Entgegen aller Klischees ist der sympathische Weidmann mit dem langen gelockten Haar, seiner Cargohose und dem Shirt mit der Elch-Karikatur aus der Menge so gar nicht als Jäger auszumachen. Der 43-Jährige ist Jagd-Mitbegeher im Gebiet Stadtsteinach-Vogtendorf. Er ist überzeugt: "Wenn man miteinander redet, wird auch für den Hundebesitzer manche Aufforderung des Jägers klarer, und man kann in Zukunft besser miteinander leben."

Armin Koenen meint: "Hier geht es nicht um den Jäger, sondern um das Wild, dessen Beunruhigung und Störung vermieden werden soll. Und dafür gibt es einfache Verhaltensregeln in Wald und Flur." Wichtig an diesem Nachmittag ist ihm, dass viele Fragen gestellt werden. Die Erste der Hundebesitzer ist: "Wann kommen die Kitze zur Welt und zu welcher Zeit die Frischlinge." "Mai bis Juni ist die Setzzeit der Ricken", erläutert der Jäger. Er erklärt, dass die Kitze dann sieben bis zehn Tage vornehmlich im hohen Gras liegen und von den Geißen versorgt werden. "In dieser Zeit flüchten die Kitze auch nicht", sagt Koenen, der deshalb darum bat, mit den Hunden auf den Wegen zu bleiben und die Vierbeiner nicht in Flächen mit hohem Bewuchs herumstöbern zu lassen.

Hat ein Hund dennoch ein Rehlein aufgestöbert, sei es wichtig, einen Blick auf das Tier zu werfen, ob ihm Verletzungen zugefügt wurden. "Ist dies der Fall, bitte ich Sie, den zuständigen Jagdpächter zu verständigen. Sicherlich wird dieser nicht erfreut sein, aber es ist humaner, das Tier gegebenenfalls zu erlösen", gibt Armin Koenen zu bedenken.

Dass der Kontakt mit Wildschweinen mitunter dramatisch für den Hund enden kann, weiß Manuela Knaus aus Guttenberg aus leidvoller Erfahrung. Ihr Rüde Essex, der heute wieder gesund am Hundetreff teilnehmen kann, traf im vergangen Jahr an einem Feldweg auf eine Bache, die ihm einen Muskelabriss und mehrere Fleischwunden zufügte.

"Ende Februar, Anfang Mai kommen die Frischlinge auf die Welt, die die Bachen vehement gegen jeden Eindringling verteidigen. Ein Hund hat gegen ein Wildschwein keine Chance", weiß Koenen. Der mahnt: "Der Vierbeiner sollte nur dann abgeleint werden, wenn er auch abrufbar ist. Auch dann, wenn direkt vor ihm ein Reh aufspringt. Lassen Sie Ihr Tier nicht außer Sichtweite und achten sie darauf, ob ihr Tier eine Fährte aufnimmt", sagt der Weidmann. Eine Grundregel ist nach Worten Armin Koenens, sich im Wald so zu verhalten, dass auch andere Menschen in der Nähe die Möglichkeit haben, eine stille und unberührte Natur zu erleben.

Was aber tun, wenn es doch einmal passiert, dass ein Hund das Weite sucht, möchte Charlotte Gebhardt wissen. Denn kein Hundebesitzer möchte das Horrorszenario erleben, dass sein Hund abgeschossen wird. "Laut rufen, damit der Jäger, der eventuell ansitzt, hört, dass das Herrchen in der Nähe ist." Doch Koenen beruhigt: "Unsere Jäger sind tolerant und solche Vorfälle wie in vergangenen Zeiten gibt es kaum mehr", ist er überzeugt.

Im Verlauf des Spazierganges, bestätigt Koenen aber auch, dass nicht nur Hundehalter manchmal falsches Verhalten an den Tag legen. Auch Sportler, ob zu Fuß oder mit dem Rad, benehmen sich gelegentlich daneben. Am Ende waren beide Seiten überzeugt: Mit etwas gegenseitiger Rücksichtnahme können Hundehalter und Jäger, die in der Regel in den Dämmerungszeiten auf die Pirsch gehen, gut miteinander leben.