Kulmbach - Drei russischen Komponisten hat sich der Philharmonische Chor Bayreuth in seinem Frühjahrskonzert mit den Hofer Symphonikern unter der Leitung von Torsten Petzold, dem künstlerischen Leiter des Chors, am Sonntagabend in der Dr.-Stammberger-Halle gewidmet. Solist des Abends war der Bassbariton Andrew Nolen, der in zwei Werken eine phänomenale Partie hinlegte. Dmitri Schostakowitsch hat im Jahre 1974 elf Gedichte von Michelangelo vertont und zu einer Suite zusammengestellt. Zunächst nur mit Klavierbegleitung gedacht, wurde die Suite op. 145 im gleichen Jahr noch orchestriert. In dieser, seiner drittletzten vollendeten, Komposition war Schostakowitsch zwar von den Gängelungen der Zeit Stalins befreit, hat das ihm zuvor aufoktruierte "Heroische" in seiner Musik abgelegt, aber neigte nun, vielleicht im Nachklang der ihm unter Stalin widerfahrenen psychischen Verletzungen musikalisch zu einer gebrochenen und spröden Klangsprache. Die Auswahl der Texte mag ein Übriges zur Musik beigetragen haben; Texte, in denen es unter anderem um "Liebe - Trennung, Wut, Tod und ,An den Verbannten‘" geht. Die Partitur bleibt eher kammermusikalisch. Die Kontrabässe dominieren in weiten Passagen, gelegentlich lassen die Violinen mit der Celesta einige Lichtblicke aufblitzen, die eher sporadisch eingesetzten Bläser brechen oft dissonant hervor. Die "Hauptlast" der Musik in diesem 40-minütigen Stück trägt die Gesangsstimme, die Andrew Nolen bravourös übernahm. Hier machte sich die Opernerfahrung des Absolventen des Juilliard Opera Centers klar bemerkbar. Nicht nur in der Differenzierungsfähigkeit seiner Stimme, sondern auch im bestechend starken Durchhaltevermögen.