Kulmbach Wenn "Sabine" Schüler beglückt

Gabriele Fölsche
Kräftig durchgeschüttelt hat Sturmtief "Sabine" am Montag die Menschen im Landkreis Kulmbach. Wegen der Gefahren durch diese extreme Wetterlage durften alle Schulkinder zu Hause bleiben. Foto: Boris Roessler/dpa Quelle: Unbekannt

Wegen des Sturms gab es am Montag auch im Landkreis Kulmbach schulfrei. Wann der Unterricht ausfällt, ist eine Ermessensfrage. Gefordert ist in solchen Fällen der Schulrat.

 
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Kulmbach - So wie viele Menschen im Landkreis hat den Kulmbacher Schulrat Michael Hack der angekündigte Orkan schon am Wochenende beschäftigt. In ganz Deutschland galt die Alarmstufe rot und der Wetterdienst warnte. Doch während Otto Normalverbraucher lediglich darüber nachdachte, ob er wohl am Montag heil zur Arbeit kommen würde oder Stühle von Balkon oder Terrasse räumte, musste Schulrat Hack an einiges mehr denken.

Manchmal trifft es nur das Oberland: Dem 45-jährigen Pädagogen obliegt es, im Falle von angenommenen Gefahren ein Schulfrei auszusprechen. Und somit steht er in der Verantwortung. "Wie und von wem die Entscheidung getroffen wird, dafür gibt es zwei verschiedene Varianten", erklärt Hack. "Die eine ist die lokale Ebene. Hierbei wird durch das Schulamt entschieden, ob im Bezirk Kulmbach alle Schulen geschlossen bleiben oder eventuell partiell ein Schulfrei ausgesprochen wird." Das heißt, ist zum Beispiel im Oberland extreme Glätte oder Schnee zu erwarten, können auch nur einzelne Schulen von der Unterrichtspflicht befreit sein. Grundlage für diese Entscheidungen ist zum einen die Meldung des Deutsche Wetterdienstes, aber auch die Einschätzung des Katastrophenschutzes, mit dem enge Absprachen erfolgen.

Viele Telefonate führen zur Entscheidung: Doch das Schulamt, das für die Grund- und Mittelschulen zuständig ist, trifft diese Entscheidung nicht alleine. "Als nächstes telefoniere ich mit der Schulleiterin des Caspar-Vischer-Gymnasium, Ulrike Endres, die die Koordinatorin für die weiterführenden Schulen ist", erläutert Hack. Aber auch mit den anderen Schulleitern der weiterführenden Einrichtungen ist er dann in Kontakt. Diese wiederum sind das Netzwerk zu den Ministerialbeauftragten. "Zudem spreche ich mich mit den Nachbarlandkreisen ab um eventuell eine Einheit zu erreichen, damit es für Eltern und Schüler leichter ist."

Online zu Presse, Funk und Fernsehen: Wurde die Entscheidung auf Landkreisebene getroffen, dass die Schule ausfällt, meldet Michael Hack dies auf dem Onlineportal "Schule-Witterung" des Kultusministeriums. "Automatisch wird diese Information an Presse, Funk und Fernsehen weitergeleitet, so dass die Schüler und Eltern informiert sind", sagt der 45-Jährige.

Die Regierung klinkt sich ein: Etwas anders lief es am vergangenen Wochenende hinsichtlich des angekündigten Sturmtiefs mir orkanartigen Böen: "Ich beobachtete die Wetterentwicklung bereits seit Samstag sehr intensiv. Ab dem frühen Sonntagnachmittag war ich am Telefonieren", erläutert Hack. Und erklärt: "Dann kam die erste E-Mail der Koordinierungsstelle an der Regierung für Oberfranken, mit dem Hinweis, dass sich die Schulen bereithalten sollen wegen der Wetterlage und eines möglichen Unterrichtsausfalls. Um 17 Uhr fiel die Entscheidung für das Schulfrei in ganz Oberfranken", sagt Michael Hack.

Sicherheit geht vor: Der Schulrat begrüßte diesen Entschluss: "Die Sicherheit der Schüler steht immer an erster Stelle", sagt er. Denn bei dieser Wetterprognose, bei der sogar aufgefordert wurde, wenn möglich das Haus nicht zu verlassen, gab es keine Alternative. "Was ist, wenn auf einen Schulbus ein Baum stürzt oder Kindern, die zu Fuß zur Schule gehen, ein Ast auf den Kopf fällt. Dafür hätte keiner Verständnis", ist er sich bewusst.

Auf das Informationsnetz kommt es an: Wichtig ist, dass die Entscheidung rechtzeitig bekannt gegeben wird, betont Hack. Denn die Nachricht muss sich verbreiten und zudem müssen die Busunternehmer verständigt werden. In manchen Netzwerken wurde kritisiert, dass berufstätige Eltern Schwierigkeiten hatten, für die Betreuung ihrer Kinder zu sorgen: "Das konnte kein Problem sein, denn in jeder Schule des Landkreises war die Betreuung gewährleistet, worüber auch im Aushängen an den Schulen informiert wurde", erklärt Michael Hack. Der Weg ins Schulhaus ist am Montag ohnehin nur den Kindern erspart geblieben. Denn die Lehrer sind Arbeitnehmer und mussten somit - ob mit oder ohne Schüler - am Montagmorgen antreten. Nachdem dann für Dienstag die Meldungen auf sturmartige Böen abgeschwächt wurden, entschloss sich das Koordinationsteam der Regierung, die Kinder und Jugendlichen wieder in die Schule zu schicken. Doch laut Wettervorhersage naht schon eine weitere Sturmgefahr am Wochenende.

Hitzefrei ist so gut wie abgeschafft: Dass die Wetterlage immer extremer wird, zeigte auch der vergangene Sommer. "Hitzefrei gibt es eigentlich nicht mehr", sagt der Schulrat. "Mittlerweile müssten wir im Mai damit anfangen und irgendwann hätten die Schüler bei den Temperaturen des letzten Sommers überhaupt keinen Unterricht mehr", gibt er zu bedenken. Und auch, dass es bei den Jungen und Mädchen daheim genauso warm ist wie in den Schulen. "Zudem haben die Lehrer auch die Möglichkeit, kühlere Räume wie etwa eine Aula aufzusuchen, den Unterricht im schattigen Pausenhof oder bei einer Waldexkursion stattfinden zu lassen", sagt er. Andere Schulen wiederum stellen Ventilatoren auf. Ein weiterer Grund dafür, dass es kein Hitzefrei mehr gibt, sind auch die Ganztagsklassen: "Es kann nicht sein, dass Halbtagsschüler es nicht einmal bis 13 Uhr aushalten, obwohl Ganztagskinder bis 16 Uhr bleiben müssen."

Zum Schluss die gute Nachricht: Der Landkreis Kulmbach ist beim Sturm wieder einmal glimpflich davongekommen. Und die frohe Botschaft für die Schüler: Der freie Montag muss nicht nachgeholt werden.

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