Kulturwelten 2022 Reisen ohne festes Ziel

red/Lena Grießhammer
Martina Eisenreich (links), Wolfgang Lohmeier und Evelyn Huber brillierten bei den Kulturwelten. Foto: Kulturwelten

Das Ensemble Lauschgold nimmt das Kulturwelten-Publikum in Helmbrechts mit auf einen Trip ins Ungewisse. Zwar ist der Startpunkt immer klar, doch wie es anschließend weitergeht, das improvisiert das Trio jedes Mal aufs Neue. Für die Zuhörer ein berauschendes Erlebnis.

 
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Auf eine musikalische Reise der besonderen Art haben sich die Besucherinnen und Besucher der Helmbrechtser Kulturwelten am vergangenen Freitag begeben. Das Ensemble Lauschgold bot mit einer Kombination aus Geige, Harfe und Percussion ungewöhnliche Filmmusik mit Live-Charakter.

„Schön, dass Sie hier sind, wir haben sie die letzten beiden Jahre vermisst“, begrüßte Violinistin Marina Eisenreich das Publikum im Helmbrechtser Textilmuseum. Dieses Gefühl war offensichtlich beidseitig, sodass die Veranstaltung schon lange im Voraus restlos ausverkauft war.

Martina Eisenreich ist keine Unbekannte bei den Kulturwelten, sie tritt dort seit Jahren sehr erfolgreich auf. Ebenso die Ausnahme-Harfenistin Evelyn Huber, die sowohl solo als auch als Mitglied von Quadro Nuevo ein gern gesehener Gast in Helmbrechts ist. Ergänzt wurden die beiden dieses Mal vom Percussion-Künstler Wolfgang Lohmeier, der mit seinem selbst kreierten „internationalen großen blauen Reiseschlagwerk“ für rhythmische Highlights sorgte.

Lauschgold, das sind „drei Solisten, ein Konzertprogramm“. Martina Eisenreich ist eine preisgekrönte Komponistin und Violinistin. Mehr als 55 TV- und Filmmusiken stammen aus ihrer Feder, häufig spielt sie diese auch selbst ein oder dirigiert und betreut die Aufnahmen. Und so erlebte man am Freitagabend Filmmusik, sowohl eigene Kompositionen als auch andere Werke, die allerdings auf der Bühne von diesen drei Ausnahmemusikern frei interpretiert wurden: „Wir nehmen das Stück als Anfang, was danach passiert, wissen wir jetzt auch noch nicht“, sagte Evelyn Huber. Das Ensemble zog sein Publikum hinein in einen Sog aus Stücken, die immer eine Geschichte erzählten und dazu einluden, in Gedanken auf Reise zu gehen. So etwa ein Stück, das aus einem Film stammt, in dem Windräder eine zentrale Rolle spielen: Beinahe perfekt imitierte Wolfgang Lohmeier auf einer seiner zahlreichen Trommeln das Geräusch der Rotorblätter. Nach der Pause war das Publikum dann selbst aufgerufen, sich zu beteiligen: Geräusche aus dem Regenwald, sowohl von den Zuschauern als auch von der Bühne ließen einen kurz vergessen, dass man sich doch in Oberfranken und nicht im Amazonas befand.

Mal irisch, dann eher orientalisch anmutend, von träumerisch bis hin zu mitreißend, jedoch aber nie zu glatt und mit immer wieder überraschenden Wendungen zogen die Melodien in einen regelrechten Strudel aus Emotionen. Zu einem besonderen Erlebnis wurden sie erst recht durch die virtuose Darbietung der Musiker, angereichert mit den einzigartigen Instrumenten, zusammengesammelt aus Alltagsgegenständen, die in Lohmeiers „Reiseschlagwerk“ Platz finden – etwa eine kleine Glocke, „eine Leihgabe eines griechischen Schafes“.

Und so gab es am Schluss stehenden Applaus eines hoch begeisterten Publikums für nicht minder beschwingte Musiker und ihr mitreißendes Programm – ein perfekter Abschluss eines gelungenen Kulturwelten-Abends.

Ein letzter Tipp am Rande: Wer sich die Filmmusik von Martina Eisenreich auch einmal mit Bewegtbild ansehen möchte: Momentan findet sich in der ARD-Mediathek der Zweiteiler „Lost in Fuseta – ein Krimi aus Lissabon.“

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