"Wir sind alle eins und tragen gemeinsam die Verantwortung für alle Lebewesen - jetzt und in der Zukunft", sagte Moore bei der Preisverleihung. Die Menschheit - egal zu welchem Volk oder Stamm gehörend - sei immer unausweichlich verbunden und müsse sich die Erde teilen. "Die Erde selbst kann ein Mentor oder ein Elternteil für ein Kind sein."
Den Preis für den besten Künstler erhielt das Mataaho Collective. Die Künstlergruppe besteht aus vier Maori-Frauen. Als Maori werden die Ureinwohner Neuseelands bezeichnet. Im Arsenale zeigen die vier Künstlerinnen großformatige Faserinstallationen, die sich mit den Feinheiten des Lebens und den Wissenssystemen der Maori befassen.
Die vier Künstlerinnen Bridget Reweti, Erena Baker, Sarah Hudson und Terri Te Tau arbeiten bereits seit geraumer Zeit an ihren Faserinstallationen. Sie knüpfen damit an die Maori-Tradition des sogenannten Takapau an. Takapau ist eine fein gewebte Matte, die bei Zeremonien, insbesondere Geburten, verwendet wird. Takapau markiert den Moment der Geburt und steht für den Übergang zwischen Licht und Dunkelheit, wie sie erklärten.
Sie bedankten sich bei Kurator Pedrosa dafür, dass er so viele indigene und queere Stimmen auf dieser Biennale zu Wort kommen lasse. "Es ist wichtig, in Venedig eine Plattform zu haben, um sich auszudrücken", sagte Baker.
Überhaupt nehmen bei der 60. Ausgabe der Kunstbiennale Venedig indigene Künstler eine herausragende Stellung ein. In verschiedenen nationalen Pavillons stellen indigene Künstler aus. Im Pavillon der USA stellt erstmals ein indigener Künstler mit einer Solo-Schau aus. Jeffrey Gibson gehört den Cherokee an - dem heute größten noch existierenden indigenen Volk Nordamerikas. Der grönländische Künstler Inuuteq Storch vertritt Dänemark und Glicéria Tupinambá zeigt im brasilianischen Pavillon in den Giardini ihre Arbeiten.
Bei der Eröffnung am Samstag wurden neben Moore und dem Mataaho Collective noch weitere Künstler ausgezeichnet. Den Silbernen Löwen für den besten Nachwuchskünstler erhielt Karimah Ashadu, die in Hamburg und Nigeria lebt. Die italienisch-brasilianische Malerin und Bildhauerin Anna Maria Maiolino sowie die türkische Grafikerin und Fotografin Nil Yalter erhalten den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.
Die Kunstbiennale ist bis zum 24. November geöffnet. Kurator Pedrosa hat 330 Künstler aus verschiedenen Ländern mit zahlreichen Arbeiten eingeladen. Daneben sind mehr als 80 Länder mit eigenen nationalen Beiträgen Teil der Biennale. Im Deutschen Pavillon in den Giardini stellen die israelische Künstlerin Yael Bartana und der Berliner Theaterregisseur Ersan Mondtag aus.