Er war Maler, Grafiker und Kunstschriftsteller, vor allem aber machte sich Hans Richter als Filmkünstler einen Namen. Der Berliner, der heute vor 125 Jahren geboren wurde, studierte Architektur und Kunst, malte expressionistisch und kubistisch und schließlich, als es ihn 1916 nach Zürich verschlug, abstrakt. In der Schweiz schloss er sich der dadaistischen Bewegung an, zu der er sich aufgrund des ihr innewohnenden Geistes der Auflehnung gegen die herrschende Gesellschaftsordnung hingezogen fühlte. Sein erster abstrakter Film mit dem Titel "Rhythmus 21", dem ungegenständliche "Rollenbilder" zugrunde lagen, gilt heute als eines der wichtigsten Werke des Avantgardefilms. 1922 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, widmete sich der Kunsttheorie und wurde Mitherausgeber der Zeitschrift G, deren revolutionäre Typografie den sowjetischen Konstruktivismus beeinflusste. Der absurden Dada-Komödie "Vormittagsspuk", einer Attacke auf das Bürgertum, ließ Richter 1928 den Kurzfilm "Inflation" folgen, eine bissige Parabel auf die damalige Lage in Deutschland. Weil die Nazis seine Kunst für entartet erklärten, flüchtete er zunächst in die Sowjetunion und 1940 in die USA, wo er die Leitung des Filminstituts am New Yorker City College übernahm. Unter Mitwirkung anderer Künstler, die aus Europa emigriert waren - wie Duchamp, Max Ernst, Léger und Man Ray -, drehte er 1947 den Film "Dreams that Money can buy" (deutscher Titel: "Träume zu verkaufen"), der beim Festival in Venedig als bester Beitrag zum Fortschritt der Kinematografie ausgezeichnet wurde. Mit Jean Cocteau arbeitete Richter in "8x8" zusammen, einer filmischen Darstellung von acht Schachpartien. Der Künstler, der ein Buch über den "Beitrag Dadas zur Kunst des 20. Jahrhunderts" schrieb und 1971 ein Filmband in Gold für sein hervorragendes Wirken im deutschen Film erhielt, starb 1976 im Alter von 87 Jahren im schweizerischen Minusio.