Schwarzweiß hat viele Farben": So heißt ein Thementag, mit dem der Kultursender Arte am Pfingstmontag das Fernsehpublikum zu locken versucht. Von 10.40 Uhr am Morgen bis nachts um kurz nach 2 Uhr gibt's alles in der "altmodischen" Bilderwelt ohne Farben. Die freilich erlebt derzeit eine Renaissance, wie nicht nur die Tatsache zeigt, dass in diesem Jahr mit "The Artist" einem Schwarzweißfilm der Oscar in der Kategorie "Bester Film" zuerkannt wurde. In der künstlerischen Fotografie gilt die Bildsprache des Schwarzweißen ohnehin als Qualitätsmerkmal. "Farbe lenkt den Betrachter nur ab", heißt es bei der renommierten Fotoagentur Magnum, die einst von den Berühmtheiten Robert Capa und Henri Cartier-Bresson gegründet wurde. Und der erfolgreiche deutsche Nachwuchsfotograf Andy Spyra betont, dass Schwarzweiß am besten geeignet sei, die emotionale Seite der Welt zu unterstreichen. Belege dafür bietet der Arte-Thementag zuhauf, etwa mit dem klassischen Dokumentarfilm "Berlin, Sinfonie einer Großstadt" aus dem Jahr 1927 oder dem drei Jahre später entstandenen Hollywoodfilm "Marokko" mit Marlene Dietrich, der im Arte-Magazin, einer TV-Zeitschrift besonderer Art, übrigens irrtümlich als Stummfilm angekündigt wird. Sehr sehenswert sind auch zwei Episoden aus Jim Jarmuschs Film "Coffee and Cigarettes" - Teile daraus wurden einst bei den Hofer Filmtagen gezeigt - und die Doku "Alles kommt aus dem Schwarz und verliert sich im Weiß", die programmatisch untersucht, was die andauernde Faszination der beiden Nichtfarben ausmacht. Einen weiteren Spielfilm bietet Arte zur Primetime um 20.15 Uhr an. Er heißt "Der unauffällige Mr. Crane", handelt von Mord, Erpressung und Betrug und ist eine virtuos inszenierte Hommage an den Film noir der 40er- und 50er-Jahre. Die Brüder Joel und Ethan Coen drehten das Werk, in dem ein biederer, monoton dahinlebender Friseur seine kriminellen Energien entdeckt, im Jahr 2001 - zwar in Farbe, doch brachten sie es stilbewusst in Schwarzweiß in die Kinos.