Bayreuth – Jesus macht nicht mehr mit. Genau genommen, ist’s nicht der Heiland selbst, der sich verweigert, sondern Amfortas, Chef der frommen Gralsgemeinschaft. Aber er schaut aus wie das Leiden Christi, wie ein Klon des Erlösers: um die Stirn eine Dornenkrone, die Arme ausgebreitet wie der Gekreuzigte höchstselbst. „Erbarmen“, fleht er. Noch einmal: „Erbarmen.“ Doch er findet keins. Die Gralsritter, die auf Bayreuths Grünem Hügel Mönche sind, fordern sehr vernehmlich, dass er das Heiligtum enthülle, dem allein sie Lebens- und Glaubenskraft verdanken, wenn die Zeremonie den Wundschmerz des Amfortas auch Mal um Mal verlängert. Und es wird enthüllt, gewissermaßen: Resigniert lässt er sich endlich die Seite öffnen, dann rinnt literweise Blut aus seinem schmerzverzerrten Leib. Jeder der Versammelten, mit einem Becherlein versorgt, zapft sich sein Schlückchen: ein gnadenloses Liebesmahl, vampirisch.