Sonst wäre er wohl kaum 1958 zum Newport Jazz Festival eingeladen worden; bei drei weiteren Gastspielen in den Sechzigerjahren begründete er dort seine internationale Bekanntheit. Und doch wollte er mehr als die Erkenntnis, ein guter Jazz-Posaunist zu sein; er wollte einen persönlichen Klang, etwas Unverwechselbares. Das sollte der Musiker, der heute vor 85 Jahren in Frankfurt/Main geboren wurde, einige Jahre später erreichen. Mit dem Jazz hatte den Zwölfjährigen sein älterer Bruder, der bekannte Trompeter Emil Mangelsdorff, bekannt gemacht. In den Anfangsjahren spielte Albert zunächst Rhythmusgitarre, unter anderem in der Otto-Laufner-Big-Band; doch die Posaune hatte es ihm da schon längst angetan. Mangelsdorff übte fleißig und profitierte, wie er selbst sagte, sehr von seinem Unterricht bei Fritz Stähr, dem Solo-Posaunisten der Frankfurter Oper. 1955 wurde Mangelsdorff Mitglied des Radio-Tanzorchesters des HR, wo er "verschnulzten Kram" spielen musste, den man kaum als Jazz bezeichnen konnte. "Ich bin damals jeden Abend zum Jammen in den Jazzkeller." Seine Erlebnisse beim Festival in Newport bezeichnete Mangelsdorff als "Einschnitt in meiner Entwicklung". Hier erkannte er, "wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu suchen". Er fand diesen Weg, indem er mit neuen Spiel- und Klangmöglichkeiten seines Instruments experimentierte und daraus schließlich die Technik des Multiphonics entwickelte. Mangelsdorff: "Es wird eine Note gespielt und meistens eine darüber gesungen ... Durch die Reinheit des Intervalls zwischen dem gespielten und gesungenen Ton bilden sich Obertöne, die so stark hörbar werden, dass Akkorde entstehen." Neben der Entwicklung dieser Technik gilt Mangelsdorff, der als erster Posaunist abendfüllende Solo-Konzerte gab, als wichtiger Erneuerer des Posaunenspiels im Jazz. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er entscheidend am Wiederaufbau der deutschen Jazzszene beteiligt und an der Emanzipation des europäischen Jazz vom US-amerikanischen. Der seit 1994 verliehene Deutsche Jazzpreis trägt seinen Namen. Albert Mangelsdorff starb am 25. Juli 2005 in seiner Heimatstadt Frankfurt.