Comics müssen nicht komisch sein. Sie können auch ernsthaft vom wirklichen Leben erzählen. Auf ebensolche, genannt "Graphic Novels" - der Begriff stammt von dem amerikanischen Autor Will Eisner und bedeutet so viel wie "gezeichnete Romane" - hat sich der Berliner Verlag Reprodukt spezialisiert. Eines seiner Comic-Bücher bildet bis zum 31. Oktober den Mittelpunkt einer Ausstellung im neuen Plauener Erich-Ohser-Haus. Der Band heißt "Liebe schaut weg" (96 Seiten, 14 Euro); seiner Autorin, der jungen Hamburgerin Line Hoven, wurde dafür der diesjährige e.o.plauen-Förderpreis zuerkannt. In verträumtem Schwarzweiß erzählt sie eine deutsch-amerikanische Liebes- und Familiengeschichte der Nachkriegszeit, und sie tut das mittels einer aufwendigen und schwierigen Technik, bei der kleinste Fehler nicht korrigiert werden können: Hoven kratzt ihre eindringlichen und detailreichen Bilder aus dem Schabkarton, sozusagen Weiß auf Schwarz. Auch der Ehemann der sympathischen Künstlerin ist ein begabter Geschichtenerzähler mit dem Zeichenstift: Arne Bellstorf hat bei Reprodukt den Band "acht, neun, zehn" (96 Seiten, 13 Euro) veröffentlicht, und auch er ist schon preisgekrönt. Für das Buch erhielt er den ICOM Independent Comic Preis, nachdem er bereits 2005 auf der Frankfurter Buchmesse als bester Newcomer ausgezeichnet worden war. In "acht, neun, zehn" spielen, wie in "Liebe schaut weg", junge Leute die Hauptrolle: Der 16-jährige Christoph, Sitzenbleiber in der zehnten Klasse, langweilt sich während der Sommerferien, die er mit seiner allein erziehenden - und unglücklichen - Mutter in der Kleinstadt verbringt. Alles ist grau, und nichts passiert. Nicht einmal die kleine Affäre mit Miriam bringt viel Farbe ins Leben. So todtraurig wie wahr ist dieser Comic über die Pubertät - und komisch eben doch, obwohl oder gerade weil der Autor seine Geschichte ganz undramatisch und ohne vordergründige Effekte erzählt.