Dass die USA dem Irak Saddam Husseins unterstellten, auch derartige Waffen vorzuhalten, liegt gerade mal zwölf Jahre zurück; nicht auszudenken, sollten terroristische Fundamentalisten, denen Menschenleben, auch die eigenen, nichts bedeuten, solche Machtmittel zur Erpressung in die Hände bekommen. Tief, womöglich gar unbewusst, steckt in uns allen die Angst, wehrlos Opfer einer Seuche zu werden. Seit Jahrtausenden gehört jene Furcht zu den Konstanten der Kulturgeschichte wie unserer Mythen. Nicht weniger als drei der zehn Plagen, die, dem zweiten Buch der Bibel zufolge, Gott über Ägypten brachte, waren Epidemien: Erst rafft eine "sehr schwere Pest" die Haustiere dahin, gefolgt von "bösen Blattern", die Mensch und Vieh befielen; bis die Heimsuchungen im plötzlichen Kindstod aller Erstgeburten gipfelten. In der Offenbarung, dem allerletzten Buch der Heiligen Schrift, schickt der Himmel vier Apokalyptische Reiter zu den Menschen, die ihnen vor dem Ende von allem Krieg, Hunger und Krankheit bringen. Von all dem gibt es auf Erden heute so viel wie noch nie. Sollte es soweit sein? In Guinea, Liberia und Sierra Leone kämpfen Ärzte und Helfer aussichtslos gegen das Ebola-Virus, dem bis gestern etwa 5400 Kranke zum Opfer fielen. Jetzt noch die Pest: Auf der Hungerinsel Madagaskar, von wo sie nie ganz verschwand, grassiert sie seit Kurzem - jenes Verhängnis, das im 14. Jahrhundert als Schwarzer Tod ein Drittel der Bevölkerung Europas auslöschte. Und hierzulande? Die Vogelgrippe. Aber brauchen wir überhaupt derlei Schreckenszeichen, um vor dem Letzten Gericht zu zittern? Ukraine, Syrien, Afghanistan, Nahost . . . : Jeder Krieg, auch ohne biologische Waffen, ist ein Stück vom Ende der Welt.