Kennen Sie den? Irgendwo im Osten der Republik lässt sich ein Mann den Bart abnehmen. Als es ans Zahlen geht, mault er: "Das Rasieren ist bei Ihnen seit der Wende viel teurer." - "Klar", antwortet der Friseur, "die Gesichter sind ja auch länger geworden." Ob Ost oder West, trocken oder nass: Heute kommt der Bart meist ab. Das war nicht immer so. Zwar liebten die Männer im alten Ägypten ihre Gesichter glatt oder ließen höchstens ein gigolohaftes Oberlippenbärtchen stehen; doch ihr Pharao band sich einen langen künstlichen Kinnbart unters Gesicht. Französische und italienische Monarchen des Mittelalters und der Neuzeit zeigten ihre Züge zwar vielfach ohne haarige Verhüllung; indes rauschten um zahllose deutsche Fürstenhäupter martialische Barttrachten. Kaiser Wilhelm II. bevorzugte die Nummer kleiner; während der Entstehung seines Schnurrbarts musste er lange warten, bis dessen Enden üppig genug gewachsen waren, um in fortan stilbildender Weise nach oben gebürstet zu werden: "Es ist erreicht." Über des "Führers" lachhaften Zahnbürsten-Schnauzer schweigt man lieber. Mit der Pubertät wird jeder normal entwickelte Mann von Natur aus zum Bartträger; mithin ist die Geschichte des Bartes zugleich die Geschichte der Rasur. Den Herren der Steinzeit blieb, fiel ihnen das Gesichtshaar lästig, die Tortur nicht erspart, es mit Hilfe scharfkantiger Steine oder Muscheln zu beseitigen. Dagegen kann sich, wer heute "nass" bevorzugt, auf schonende Klingen aus Edelstahl verlassen. Den ersten elektrischen Rasierer, der, wenn auch unter Mühen, mit nur einer Hand zu bedienen war, brachte vor achtzig Jahren, im März 1931, ein US-Amerikaner auf den Markt. Der Einfall dazu soll ihm gekommen sein, als er beim Goldgraben im frostklirrenden Alaska zwar jede Menge Eis, aber kaum Wasser zur Verfügung hatte. Später verkleinerte und verfeinerte er seine sperrigen Geräte, bei deren Gebrauch er sogar eine lebensverlängernde Wirkung versprach. Dass er hier irrte, erwies seither die Zeit. Wohl aber findet der elegante bartlose Mann beim Blick in den Spiegel den Namen des Erfinders passend: Er hieß Schick.