Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen: Nicht erst die Nazis bestätigten Heinrich Heines berühmtes Diktum. Auch die Vereinigten Staaten, eigener Einschätzung nach das freiste aller Länder, schrieben Kapitel jener schmählich flammenden Geschichte. Für einen Auswuchs grauen Puritanismus mag man noch halten, dass 1948 Kinder aus Binghamton gemeinsam mit Eltern, Lehrern, Kirchenleuten Feuer an 2000 Comic-"Schundhefte" legten. Weit schwerer wiegt eine Bücherverbrennung, die sich dazu eignet, für die gesamte McCarthy-Ära der Fünfziger ein empörendes Symbol abzugeben. Bis zur Besessenheit hatte sich der republikanische Senator Joseph McCarthy, der am heutigen Samstag vor hundert Jahren im provinziellen Wisconsin zur Welt kam, in die antikommunistische Verfolgung "unamerikanischer Umtriebe" verstiegen, die zu leiten er als Ausschuss-Vorsitzender berufen war. Im Jahr 1953 wies er das Außenministerium an, seine Bibliotheken im Ausland nach Schriften "kontroverser Personen", von "Kommunisten und deren Sympathisanten" zu durchforsten. Stapelweise räumten die Angestellten daraufhin die solcherart indizierten Bücher aus den Regalen - und verbrannten sie zum Teil. Dem US-Präsidenten ging das dann doch zu weit: Gegen die fatale Aktion erhob Dwight D. Eisenhower Einwände. Indes geriet er auf diese Weise selber ins Visier des fundamentalistischen Kalten Kriegers: McCarthy, heillos verrannt in die parteiische Schwarzweiß-Ideologie seines Spitzel-, Denunzianten- und Verhörsystems, machte bald jeden, der ihm nicht folgen wollte, als disloyal American namhaft. Mithin stand er nicht an, sogar den Staatschef des "Verrats" zu bezichtigen. Im Jahr darauf verlor der Großinquisitor endlich stillschweigend seinen Posten. 1957 starb er, erst 47-jährig, schwer alkoholkrank. Bis heute trägt eine Epoche seinen Namen, für die der Autor Arthur Miller mit seinem berühmten Schlüsseldrama ein anschauliches Bild fand: "Hexenjagd".