Besser, man schwiege von einem wie ihm. Zwar befähigt ihn sein blitzender Verstand, verfahrenste Kriminalfälle aufschlüsselnd ins Licht der Analyse zu ziehen. Doch als Mensch möchte man den miesepetrigen Drogenkonsumenten nicht zum Freund haben. Einen Freund hat dieser Sherlock Holmes trotzdem: Watson, Dr. Watson, gut- und demütig genug, um in der Londoner Baker Street 221 B alle Kratzbürstigkeiten seines unwirschen Wohnungsgenossen, sich unterordnend, wegzustecken. Seine Lebensaufgabe findet der Arzt darin, die phänomenalen Schlussfolgerungen und Falllösungen des Freundes schwarz auf weiß den Zeitgenossen mitzuteilen. Dieser Tage vor 125 Jahren erschien mit "Eine Studie in Scharlachrot" die erste Sherlock-Holmes-Geschichte - und wurde kaum beachtet. Das sollte sich rasch ändern: Sir Arthur Conan Doyles insgesamt vier Holmes-Romane und 56 -Erzählungen reihten ihren Schöpfer würdig bei den Vätern des Kriminalromans ein. Die sehenswerte britische TV-Serie "Sherlock", die vom Juli 2011 an auch das deutsche Fernsehen zeigte, verlegt die Fälle in den Großstadttrubel des gegenwärtigen Londons. Extrem eigenbrötlerisch und eigenwillig, gleichwohl überraschend nah am Original, spielt Benedict Cumberbatch den freischaffenden Kriminalisten, dessen Hilfestellungen sich New Scotland Yard widerwillig gefallen lässt (wovon Martin Freeman als Dr. Watson nicht auf Papier, sondern via Blog berichtet). Hingegen hätte Kinoregisseur Guy Ritchie den Detektiv in seinem Film von 2010 auch irgendwie anders nennen können: Brillante Geistesschärfe schien ihm nicht genug; also gönnte er dem Helden zudem einen Kämpferkörper und mörderische Wendigkeit. Von Robert Downey Jr. pubertär rüpelhaft verkörpert, schlägt der Feuerkopf, einst ersonnen als reiner Geist auf Beinen, munter um sich. "Aus Ihnen", sagt Inspektor Lestrade in der Action-Version zu ihm, "hätte auch ein erstklassiger Verbrecher werden können."