Bayreuth – „Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn!“ Die ganz großen Gefühle. In Johann Wolfgang Goethes „Werther“ kommen sie (wortwörtlich) so vor; und immer wieder auf der Kinoleinwand; und in der romantischen Oper genauso – wie in dem lyrischen Drama, das Jules Massenet 1887 nach dem stürmisch-drängenden Roman komponierte. Passend dazu ließ Robert Lehmeier, als er die Oper in Coburg inszenierte, eine Bühne bauen, die aussieht wie der gestufte Zuschauerraum eines kahlen Fünfziger-Jahre-Lichtspielhauses mitsamt der beliebten textilen Wandbespannung im halbrunden Hintergrund. Einen Akt lang sitzen sogar Figuren auf Klappstühlen und delektieren sich anzüglich oder empfindsam am Sich-Verzehren eines Liebespaars.