Es ist, als klebte am Film ein Fluch, der Künstlern schaden kann. Mögen auch die meisten Romanautoren mit gefestigtem Ansehen ihr Renommee bewahren, wenn sie Drehbücher schreiben - wer sich als Komponist mit dem Kino abgibt, riskiert, für alle Zeit abgestempelt zu werden. Ganz seriös (meinen viele) kann so einer wohl nicht sein. Den österreichischen Spätromantiker Erich Wolfgang Korngold, Vater der symphonischen Filmmusik in Hollywood, ereilte nach seiner Rückkehr in die Heimat dies Verdammungsurteil. Kein Bein bekam er mehr auf den Künstlerboden. Dem bedeutendsten Filmkomponisten Italiens, der am heutigen Samstag vor 100 Jahren in Mailand zu Welt kam (und 67-jährig in Rom starb), widerfuhr ein deutlich milderes, gleichwohl nicht unähnliches Schicksal. Nino Rota, der den "Paten" Francis Ford Coppolas in unverwechselbare Klänge hüllte und dafür, unter anderem, einen Oscar gewann, er wollte vor allem ein "klassischer" Komponist sein; und war auch einer, vom frühen Anfang an. Bereits mit zwölf Jahren erstaunte er das Publikum nicht nur als früh gereifter Dirigent, sondern zugleich mit einem eigenen Großwerk für Solisten und Chor, Orchester und Orgel. Nur zwei Jahre später schickte er seine erste Oper auf die Bretter. Noch neun sollten folgen, dazu über zwanzig weitere Schöpfungen für die Bühne. Szenisches lag ihm, unverkennbar, was der Arbeit Rotas fürs Kino viel nützte. Ebenso produktiv aber brachte er Orchester- und Konzertmusik hervor: je drei Symphonien, Cello- und Klavierkonzerte, dazu Solokonzerte für andere Instrumente. Und doch wurde seine Kunst erst durch die etwa 150 Partituren weltberühmt, die er für die Leinwand schrieb: namentlich für die Regisseure Federico Fellini ("8 ½", "Die Orchesterprobe") und Luchino Visconti ("Rocco und seine Brüder", "Der Leopard"). Ein wenig vom Makel, ein Filmkomponist zu sein, waschen hier und da CD-Unternehmen von Nino Rota ab, wenn sie gelegentlich Aufnahmen seiner Konzertsaal-Musik vermarkten. "Nostalgie, Optimismus, viel Humor" wollte er in seinen Tönen verbreiten. Nur dafür, so hoffte er, "soll man sich meiner später erinnern".