Ganze dreimal bin ich Arbeiten des deutschen Filmemachers Harun Farocki begegnet. Das erste Mal im Mai 1970, als er mit „Die Teilung aller Tage“, einem eher trockenen Lehrfilm über verschiedene Formen der Ausbeutung, an den 4. Hofer Filmtagen teilnahm. Das zweite Mal 15 Jahre später, da war er in Hof mit dem Spielfilm „Betrogen“ dabei, einer Love-Story, deren Spielhandlung darunter litt, dass ihr eine zweite, theoretische Ebene aufgesetzt war. Aber aller guten Dinge sind drei: Farocki zu mögen lernte ich bei der Kasseler documenta XII im vergangenen Jahr, zu der er eine Sache mit Spaß und kritischem Hintersinn beitrug: die Installation „Deep Play“, die das Endspiel der Fußball-WM 2006 aus zwölf Perspektiven aufbereitet; alle Nachfolger von Simulation und Dokumentation, Kino, Fernsehen und Computerspiel laufen sich dabei warm. Farocki, der heute vor 65 Jahren im tschechischen Novy Jicin (Neutitschein) geboren wurde, studierte von 1966 bis 1968 im ersten Jahrgang an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, wo er seit 2000 als Dozent tätig ist. Außerdem unterrichtet der ehemalige Redakteur der Zeitschrift „Filmkritik“ an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Mit mehr als 90 Filmen, die er seit 1969 oft zugleich als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent realisierte, hat er sich einen Namen als wichtiger Essayfilmer gemacht, der sich gern mit schwierigen und sperrigen Stoffen beschäftigt. Seine Arbeiten tragen Titel wie „Leben – BRD“, „Videogramme einer Revolution“ und „Bilder der Welt und Inschrift des Krieges“. In jüngster Zeit war Farocki als Autor an viel beachteten Spielfilmen von Christian Petzold, einem Stammgast der Hofer Filmtage, beteiligt; unter anderem schrieb er die Drehbücher für „Die innere Sicherheit“ und „Gespenster“.