Den Rundfunk hatten die Nationalsozialisten früh und mit allen Mitteln "gleichgeschaltet"; über den "Volksempfänger", das preiswerte Empfangsgerät für die Breitenversorgung, brachten die deutschen Radiostationen ein streng zensiertes, der Propaganda unterworfenes Programm in die Haushalte. Bedeutend mehr Aufwand war nötig, damit Gleiches mit bewegten Bildern gelang: Auch das Fernsehen stand auf der multimedialen Agenda des Regimes - mithin weit früher, als heute jene ahnen, denen die Glotze als Errungenschaft der Nachkriegszeit gilt. Weil der Volksempfänger nicht viel kosten durfte, legten sich die Produzenten bei Technik und Design strenge Beschränkungen auf. Hingegen war der "Einheits-Fernsehempfänger E1" als Qualitäts-, Prestige- und Vorzeigeprodukt geplant; dieser Tage vor siebzig Jahren präsentierte ihn ein Entwicklerkonsortium - unter anderen Bosch/Blaupunkt, Loewe, Telefunken - auf der 16. Funk- und Fernsehausstellung in Berlin. Das Gerät - Bildgröße 19,5 auf 22,5 Zentimeter - "liefert ein außerordentlich helles, gut getöntes Bild von großer Schärfe, das durch seine Verzerrungsfreiheit auffällt: Sie ist der neuen Bildröhre zu danken, die einen rechteckigen Kolben und einen flachen Leuchtschirm besitzt, so dass das Bild nicht mehr aussieht wie 'über die Walze gezogen'." So lobte die Zeitschrift Funkschau fachkundig den Empfänger, der in 10 000facher Auflage Ende des Jahres zunächst in Berlin und Umgebung ausgeliefert werden sollte. Was der Ausbruch des Krieges wenig später unterband: Gerade mal fünfzig Exemplare wurden gefertigt; fast alle gingen verloren. Die wenigen erhaltenen Stücke bestehen aus einem braunen Holzkasten, dessen mit Textil bespannte Vorderfront sich zur Hälfte als Schiebetür erweist; erst wenn jemand sie öffnet, tritt die graugrün schimmernde Mattscheibe zutage. Damals wusste man noch: Zum Zimmerschmuck für die kultivierte gute Stube taugt die Flimmerkiste nicht recht - und hielt sie lieber unter Verschluss.