Ihm gesteht Pennac "zehn unantastbare Rechte" zu - auch "das Recht, nicht zu lesen". Sogar als allererstes darf es die Liste eröffnen, weil feststeht: Beanspruchen kann es nur, wer mit Fug und Recht ein Leser ist. Wenn ein notorischer Nichtleser die Lektüre verweigert, verrät er nur seine Ignoranz, Erkenntnisfaulheit - das schlimmste Verbrechen wider den nach Gesundheit strebenden Menschenverstand. Kaum Büchermuffel, dafür Zigtausende Leseratten strömen von heute an bis zum Sonntag auf die Leipziger Buchmesse, wo sich, unter über 2000 anderen Häusern, auch der kleine, aber feine Dörlemann-Verlag präsentiert. Gut möglich, dass er dabei ein besonders gelungen zur Messe passendes Buch zum Buch vorstellt: "Bibliomania" versammelt auf 160 Seiten neben der "Rechte"-Tafel Daniel Pennacs eine Menge dienliches, erstaunliches und vermeintlich unnützes Wissen rund ums Schreiben und Lesen (gebunden, 16 Euro). Unterm Kampfruf "Es lebe das Buch!" stellten Steven Gilbar und Christian Detoux das Kompendium "manisch", also wie besessen, aus Definitionen, historischen und aktuellen Hinweisen, Rang-, Besten-, Preisträger- und Preislisten zusammen; wenn auch in jener mit den deutschen Literaturauszeichnungen ausgerechnet der Büchner-Preis als bedeutendste fehlt. Aphorismen steuern Meinungen aus berufenen Dichtermündern bei, wobei durch Kurt Tucholsky klar wird, dass zu den Rechten des Lesers auch jenes gehört, "sich seine Schriftsteller auszusuchen"; das umgekehrte Recht genießen die Schriftsteller nicht. Tröstlich versichert Victor Hugo: "Die Zukunft gehört dem Buch und nicht der Bombe." Und auf Seite zehn umreißt Gore Vidal den Arbeitsmorgen auch des Schreibers dieser Zeilen: "Zuerst Kaffee. Dann Stuhlgang. Danach küsst mich die Muse."