Die glatten Typen waren seine Sache nie. Nick Nolte spielte und spielt - schon wegen seines zerfurchten Aussehens - meist das Raubein. Davon zeugt auch sein jüngster Film, der vor Kurzem in unseren Kinos lief: "Picknick mit Bären", in dem er an der Seite und in der Regie von Robert Redford seit langer Zeit einmal wieder eine Hauptrolle spielte; wenn ihm nach dem anstrengenden Natur-Trip auch alles wehtat. Heute wird Nolte 75. Ein Außenseiter war er seit Beginn seiner Karriere. Die begann für den Jungen aus dem ländlichen Omaha/Nebraska zunächst auf dem Theater: Der Wanderbühne "Actor's Inner Circle of Phoenix" gehörte er immerhin acht Jahre lang an, und er spielte während dieser Zeit in etwa 180 Stücken mit. Nolte war schon Anfang 30, als er es endlich auch vor die Kamera schaffte: Sein Durchbruch im Fernsehen kam 1976 mit der Mini-Serie "Reich und arm", und es folgten einige gute, kommerziell aber wenig erfolgreiche Spielfilme, darunter "Die Straße der Ölsardinen" nach John Steinbecks gleichnamigem Roman. Sein erster Kino-Kassenerfolg war 1982 die Actionkomödie "Nur 48 Stunden" mit Eddie Murphy. Immer mehr entwickelte sich der Instinkt-Schauspieler Nolte zum starken Charakterdarsteller. Als solcher gelang ihm 1991 in "Herr der Gezeiten" an der Seite und in der Regie von Barbra Streisand in der Rolle des emotional kaputten Tom eine seiner eindringlichsten Darstellungen, die ihm einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller und die erste von drei Oscar-Nominierungen einbrachte (die zweite erhielt Nolte 1998 für "Der Gejagte"). In der Darstellung gebrochener Charaktere, die Erlösung suchen, war er überhaupt immer am besten. Vielleicht, weil er selbst durch so ein tiefes Tal gehen musste: In den Neunzigern verfiel er den Drogen und dem Alkohol, was in den Medien genüsslich ausgeschlachtet wurde. Doch Nick Nolte befreite sich aus dem Sumpf. Zwar spielte er seitdem fast nur noch Nebenrollen; das aber machte er großartig. Die dritte Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller 2012 in "Warrior" unterstreicht dies.