Es sind deutlich mehr als zwanzig Jahre vergangen, seit das Hofer Theater - damals noch auf der Mini-Café-Bühne im Haus an der Schützenstraße - Christine Brückners geniale "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" zeigte. Doch selbst nach all der Zeit erinnert man sich noch gerne an die eigenwilligen und höchst unterhaltsamen, durchwegs fiktiven Stellungnahmen einer Christiane von Goethe, einer Katharina Luther, einer Gudrun Ensslin, einer Effi Briest oder auch der von Maria in der Wüste. Diese Monologe sind ein großer künstlerischer Wurf der Schriftstellerin, die anerkanntermaßen zu den bedeutendsten und erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Nachkriegszeit gehörte. Heute vor fünfzehn Jahren starb Christine Brückner im Alter von 75 Jahren, nur wenige Wochen nach ihrem Mann, dem Schriftsteller Otto Heinrich Kühner. Beide gründeten 1984 zusammen die Stiftung Brückner-Kühner, die heute in Kassel als Zentrum für komische Literatur, avancierte Dichtkunst und Ort der Erinnerung an die Stifter wirkt und jedes Jahr den "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" verleiht. Christine Brückner, die von 1980 bis 1984 Vizepräsidentin des deutschen Zweiges der Schriftstellervereinigung P.E.N. war, wurde am 10. Dezember 1921 in Schmillinghausen/Hessen geboren und wohnte die meiste Zeit ihres Lebens in Kassel. Sie studierte in Marburg Germanistik, Psychologie und Kunstgeschichte und verdiente währenddessen ihren Lebensunterhalt als Köchin, Mensa-Leiterin, Buchhalterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Kunstinstitut. 1954 gewann ihr Manuskript "Ehe die Spuren verwehen" einen Literaturwettbewerb; der Roman wurde auf Anhieb ein Bestseller, und Brückner war fortan hauptberuflich Schriftstellerin. Zentrale Anliegen ihrer Bücher, die gerne ein wenig geringschätzig als Unterhaltungsliteratur bezeichnet werden, sind Sinnstiftung, Moral, aber auch Trost. Ihr Werk, das in einer 20-bändigen Ausgabe bei Ullstein erschienen ist, weist neben der bekannten und verfilmten Triologie "Jauche und Levkojen"/"Nirgendwo ist Poenichen"/ "Die Quints" und weiteren Romanen auch acht Kinder- und Jugendbücher sowie weitere Schriften und Bücher auf.