Walzerseligkeit, Sinn entbehrende Handlungen, Tüll, Plüsch und Tralala. Ja, ja, die Operette ist das Reich des kuriosen Kitsches und doofen Dreivierteltakts. Und doch auch wieder nicht. Musik, die in der Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts entstanden ist und in Form tragender Operettenmelodien ein Massenpublikum erreichte, wird heute noch gespielt und gesungen. Zwei der Komponisten, deren musikalische Geniestreiche bis jetzt auf den Bühnen Bestand haben, sind Ralf Benatzky – er starb heute vor 50 Jahren – und Emmerich Kálmán, der am 24. Oktober vor 125 Jahren geboren wurde. Reich begabt waren beide; Benatzky, der Pianist, Dolmetscher, Dichter, Journalist und Schriftsteller, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Als Schüler Antonín Dvoráks, komponierte der am 5. Juni 1884 in Mährisch-Budwitz geborene Ralph Benatzky zunächst Lieder wie „Ich muss einmal wieder in Grinzing sein“ sowie Chansons für seine Frau, die Sängerin Josma Selim. Von Wien aus zog er nach Berlin, wo ihm 1930 – nach ersten kleineren Erfolgen – mit dem „Weißen Rössl“ der große Wurf gelang. Damit wie auch mit „Chanson-Operetten“ und Revuen erschuf er ein Musiktheater ganz eigenen Stils: Texte ohne Klischees, dafür mit viel Humor – Melodien voller Schwung und spritziger, moderner Rhythmen. Diese Originalität hat Benatzky mit dem 1882 in Ungarn geborenen Emmerich Kálmán gemein. Nach der „Goldenen“ Operette (Johann Strauß) gilt Kálmán zusammen mit Franz Lehár als Begründer der „Silbernen“ Operettenzeit. Auch bei ihm ist die Musik oft mit Einflüssen von Jazz oder modernen Broadway-Klängen durchsetzt. Obwohl Kálmán in Jugendjahren für ernsthafte Werke sogar ausgezeichnet worden war, kam der Welterfolg auch für ihn erst mit Operetten wie „Die Csárdásfürstin“ (1915) und „Gräfin Mariza“ (1924), die am 30. November im Theater Hof Premiere hat. 1933 wurde Kálmán von den Nazis auf die Liste der unerwünschten Komponisten gesetzt, 1938 emigrierte er in die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der auch in Amerika erfolgreiche Komponist zurück. Nach zwei Jahren in Österreich ging er nach Paris, wo er 1953 71-jährig starb.